Sonntag, 9. Oktober 2016

Tag 6 St. Louis - Sparta

Der Tag heute war der erste, der hinter den Erwartungen zurück blieb. Und dabei waren meine Erwartungen an St. Louis gar nicht so groß. Eigentlich wollte ich nur den Gateway Arch sehen und die Aussicht von dort oben genießen und dann einfach sehen, was die Stadt her gibt.
Der Gateway Arch ist eine 192 Meter hohe Stahl und Beton Konstruktion, die Teil des Jefferson National Expansion Memorial ist. Jefferson war der dritte Präsident der USA. Als solcher schuf der die Voraussetzungen für die Lewis und Clark Expedition, die 1804 in St. Louis startete und die der erste Schritt für die Ausdehnung der USA in den Westen war. Zu dieser Zeit und noch zur Zeit Lincolns war die Gegend um Springfield und St. Louis noch Frontierland. Das Ende der Zivilisation. Was dahinter war, in nordwestliche Richtung, war noch unbekannt. Später war St. Louis auch der Ausgangspunkt vieler Siedlertrecks. Menschen, die sich auf den Weg machten, ihr Glück an der Pazifikküste zu finden.

Erster Blick auf Downtown St. Louis und den Gateway Arch.
Schnell war ein Parkhaus gefunden und gegen 8 Uhr morgens machte ich meine ersten Schritte in St. Louis. Und schnell sah ich meine Enttäuschung. Das gesamte Gelände um den Bogen und das alte Gerichtsgebäude der Stadt war eine einzige Baustelle. Was während der Vorbereitung wirklich toll aussah, war hier, vor Ort, einfach nur unansehnlich.
St Louis ist sicherlich einen Besuch wert, aber es wird wahrscheinlich dann beeindruckend sein, wenn alles fertig ist.
Aber jetzt war ich einmal hier und jetzt wollte ich auch auf den Bogen.

Im Old Courthouse sollte es Tickets für eine Tour auf den Gateway Arch geben. Also hin dort und erst mal festgestellt. Ohne Flagge geht es in den Staaten einfach nicht. Im Courthouse selber fiel die "fast" gar nicht auf.

The Old Courthouse.
Dred and Harriot Scott. Sie haben hier in St. Louis geklagt, Bürger der USA zu sein. Die Entscheidung, dass dem nicht so sei, war eine der Ursachen für den Bürgerkrieg.

Das Courthouse selber war dann aber schon einen Besuch wert. Es gibt eine Ausstellung zur Lewis und Clark Expedition, eine über die Sklaverei und eine über St. Louis in seiner Blütezeit. Außerdem kann man in die oberen Stockwerke aufsteigen und so einen Blick in die Kuppel und die Gerichtszimmer werfen.

Courtroom 1.
Courtroom 2.
Leben im Frontierland.
Karte mit den Trails verschiedener Expeditionen.
Die Eisenbahn vertreibt die Büffelherden.
Ausrüstung und Kleidung eines Trappers.
Bis zu meiner Tour auf den Arch musste ich noch anderthalb Stunden warten. Das Ticket war für 10:05 Uhr. Also bin ich erst mal die Straße hinab und habe mir das Stadion der St. Louis Cardinals angeschaut. Die Spielstätte des lokalen Baseball Teams und sportlicher Stolz der Stadt.

Busch Stadium.
Ein Blick ins Stadion.
Budweiser, der zweite Stolz der Stadt.

Das Stadion ist nach einem deutschen Immigranten benannt und in den Museen und Touristenattraktionen waren auch überall deutsche Beschreibungen erhältlich. Die Anheuser-Busch Brauerei ist eine wichtige Einrichtung der Stadt und sowohl Anheuser, als auch Busch, waren deutsche Auswanderer, die eine Seifenfabrik errichten wurde, aus der dann eine Brauerei wurde. Auf die komme ich später nochmal zurück.

Erst ging es dann noch runter an den Mississipppi.

Vorbei am Gateway Arch.
Brücke von Illinois nach Missouri über den Mississippi.

Lewis and Clark.
Dann ging es aber endlich auf 10:00 Uhr zu und meine Auffahrt stand bevor. Diese ist ein Erlebnis für sich. Man sitzt auf engstem, kleinstem Raum mit bis zu 5 Personen zusammen in einer Kabine für 4 Minuten. Glücklicherweise war ich in der Gesellschaft zweier netter Pärchen, von denen ich Tipps für meine Weiterreise bekommen habe, aber auch Tipps für einen anstehenden Deutschlandbesuch geben konnte. Scheinbar ist Deutschland ein gefragtes Urlaubsziel für Amerikaner.
Oben angekommen, hat man durch viele kleine Fenster einen tollen Blick auf die Stadt und die Umgebung. Man kann solange bleiben, wie man will, bevor man sich dann wieder eine Kabine nach unten teilt. Diesmal mit 2 Deutschen und einem Paar aus Minnesota.

Ein letzter Blick hinauf.
Die Fahrstuhltüren.
Ein Blick in den Fahrstuhl.
Oben.

Blick von oben.
Die Baustelle.
Ein Blick zurück. Aus der Richtung bin ich gekommen.
Auf Empfehlung einer sehr netten Amerikanerin bin ich dann mit dem Auto zum Forest Park gefahren. Einer riesigen Parkanlage mit einem Golfplatz, verschiedenen Sportanlagen für die Öffentlichkeit, verschiedenen Museen und einem Zoo. Dort bin ich ein wenig spazieren gegangen, konnte das Ende eines Massenyoga beiwohnen und habe dann ein Museum mit einer Route 66 Ausstellung besucht. Mehr konnte ich nicht machen, denn plötzlich füllten sich die Straßen mit Polizeiautos und anderen Behörden.
Auf der anderen Straßenseite des Parks würde am Abend die Presidential Debate zwischen Hillary Clinton und Donald Trump statt finden. Als ich mich der Sache nähern und ein Bild machen wollte, wurde ich weniger ruhig als bestimmt darauf hingewiesen, doch bitte keine Fotos dort zu machen.
Daher habe ich mich ins Auto gesetzt und bin weiter gefahren.

Eines der Museen.



Der dritte Präsident der USA.
In der Route 66 Ausstellung. Eine Corvette Stingray. Chic.
Noch was älter.

Was wäre St. Louis ohne die Spirit of St. Louis. Model des Flugzeugs mit dem Charles Lindbergh den ersten Nonstopflug von New York nach Paris gemacht hat.


Da es mir eigentlich noch zu früh für die Weiterreise war, habe ich mir gedacht,  ich könnte mir doch die Anheuser-Busch Brauerei ansehen. Ursprung des Budweiser Bier. Dort angekommen sollte eine kostenlose Brauereibesichtigung in Kürze beginnen. So dachte ich mir, schaden kann es nicht und ich habe teilgenommen. Es waren zumindest 40 interessante Minuten, von denen allerdings die Hälfte der Zeit eher eine Pferdestallbesichtigung war.

Der Eingang der Brauerei.
Das Logo der Brauerei.
Die Anheuser-Busch Brauerei wurde dadurch bekannt, die erste Brauerei zu sein, die Bier national und nicht nur lokal verkauft. Dafür hat man eine Pferdezucht für Clydesdale Pferde geschaffen, die heutzutage eine der größten der Welt für diese Rasse ist. Diese Pferde haben mit Kutschen das Bier in alle Teile des Staates transportiert. Allerdings von mehr als nur einer Brauerei, sondern von mehreren Standorten.
Es gibt wohl allein in dieser Brauerei mehr als 50 Pferde, die auf Weiden leben dürfen und immer drei müssen den Führungen zur Demonstration dienen.


Clydesdale-Horse.
Ein Pferdetransporter.
Der Pferdestall mit alten Kutschen.
Ein paar der Pferdeboxen.
Zaumzeug.
Pferd bei der Pflege, mit Föhn, Kamm und Rasierapparat.


Dann ging es aber in das Brauhaus. Die Erklärung über das Brauen von Bier war nicht so spannend, da es sich kaum von dem unterscheidet, was man in jeder anderen Brauereibesichtigung sieht. Interessant war eigentlich nur, dass der Hopfen für dieses Bier komplett von einer Farm aus Deutschland kommt. Und das Gebäude selber. So eine eingerichtete Brauerei habe ich dann doch noch nicht gesehen.


Das Gebäude von außen..
... und von innen.
Eine Ebene tiefer.
Amerikanischer Stolz...
...aber auch deutscher.
Nach der Tour habe ich mich dann aber wieder auf den Weg gemacht. Mein nächstes Ziel liegt in 900 km Entfernung und da dachte ich mir, es kann nicht schaden, schon ein paar Kilometer heute zu machen.
Hinter St. Louis habe ich die Hauptstraße wieder verlassen und bin über Land gefahren und das hat sich gelohnt. Die Landschaft und Natur unterscheidet sich nicht so sehr von der zu Hause aber wie die Menschen hier leben ist total anders als das, was ich kenne. Viele Häuser und Farmen liegen verlassen und alleine in der Landschaft, Briefkästen sind weit vom Haus weg und ich habe mich gefragt, wie oft kommt hier überhaupt die Post oder sind die Häuser überhaupt an eine öffentliche Wasserversorgung angeschlossen.

Aber bald wurde ich dann doch etwas müde am Steuer und ich habe mir ein Motel in einem kleinen Ort namens Sparta gesucht.



Eine Farm von weitem. Ich stehe vor dem Briefkasten der Farm.
Die gleiche Farm, herangezoomt.
Der stand verlassen mit offenen Fenstern am Straßenrand.
Das Motel für heute.
Ab morgen sollte ich mir doch die Motels ansehen, in denen ich übernachten will. Dieses hier ist jetzt langsam etwas ungemütlich. Es ist nicht alles sauber, es gibt fast überall an der Decke Wasserflecken und der Fernseher geht aus, wenn man das Licht ausmacht. Naja, nicht nur kostengünstig, sondern auch billig.

Bevor ich aber jetzt schlafen gehe, noch ein Wort zum Auto fahren in den USA. Ich habe mich schnell an das meiste gewöhnt und ich finde es sehr angenehm, dass die Ampeln nicht vor, sondern hinter der Kreuzung angebracht sind. An größeren Kreuzungen gibt es sie auch davor, aber man muss sich nicht verrenken, um sie zu sehen, je nachdem wie man steht. Man sieht sie immer vor sich.
Auch interessant ist die Regelung an Kreuzungen mit Stoppschildern von allen Seiten. Hier gibt es kein Rechts vor Links, sondern wer zuerst kommt, fährt zuerst. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht. Und da die Amerikaner auffällig defensiver fahren als wir in Deutschland, wird man im Zweifelsfall sowieso vor gewunken.
Einzig die Übersichtlichkeit auf größeren Straßen ist schlechter, da man nie sicher weiß, in welcher Richtung es weiter geht und man oft mehrere Spuren hat, die man dann noch kreuzen muss. Aber eigentlich mache ich mir keine großen Sorgen mehr. Bis New York City, sollte ich bis da kommen.

Und zuletzt noch eine Frage an Christina und Christian. Ihr seid ja jeweils Inhaber von recht neuen Kinderwagen. Haben die auch Becherhalter? Hier scheint das recht gewöhnlich zu sein.