Freitag, 14. Oktober 2016

Tag 11 Nashville - Kosciusko

Heute morgen war ich früh wach und so tollkühn, es mit dem kontinentalen Frühstück nochmal zu versuchen. Wir werden keine Freunde. Zwar gab es zum Toast heute etwas Marmelade, aber auch hier war das Angebot sehr überschaubar. Da es ja in Amerika auch ein großes Ding ist, wollte ich auch mal die Erdnussbutter probieren. Großer Fehler. Es hat mir gar nicht geschmeckt, im Gegenteil, noch bis zum Nachmittag habe ich unter den Nachwehen des schlechten Geschmacks im Mund gelitten und einem leichten Unwohlsein. Erst nach einem Einkauf bei Walmart und dem Abendessen aus der Mikrowelle ging es mir wieder besser.
Aber der Reihe nach.

Vom Music Valley ging es heute mit dem Mietwagen nochmal zum Broadway und von da aus dann mit dem Auto einmal quer durch Nashville. Vor dem Verlassen der Stadt wurde aber nochmal das Auto mit Benzin gefüttert. Nach nun über 1000 Meilen (1604 km) habe ich schon 64 Dollar dafür ausgegeben. Das muss für Amerikaner ein Schock sein, wenn die bei uns mal volltanken.

Kurz vor dem Verlassen der Stadt ging es wieder durch eine schönere Wohngegend und heute habe ich mal ein Bild von einem Haus gemacht, wie ich sie schon seit Tagen zahlreich sehe. Eines mit Halloweendekoration.
Die weißen Spinnennetze sind immer wieder zu sehen, über Büschen, an Bäumen, auf allem was man damit schmücken kann. In den nächsten Tagen werde ich versuchen, mehr davon zu zeigen, denn das hier war noch recht harmlos, ich parkte nur eh einmal davor.

Halloweendekoration.
Hinter Nashville ging es dann in die Natur, auf den...


Der Natchez Trace Parkway ist eine Nationalparkstraße, die sich von Natchez am Mississippi River bis Nashville am Cumberland River erstreckt und dabei die Staaten Mississippi, Alabama und Tennessee durchquert.
Sie folgt dabei einer Strecke, die die Bisonherden benutzt haben, um von den Weideflächen am Mississippi zu den Mineralien uns Salzen am Cumberland zu kommen. Dabei sind ihnen die Indianer gefolgt und haben Handelsposten eingerichtet und Siedlungen sind entstanden, nachdem die Ureinwohner dann von den Siedlern verdrängt wurden.
Die Strecke selber ist 711 km lang, ist für LKW verboten und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 80 km/h.
Dabei passiert man wundervolle Natur, immer auf der selben Straße, durch eine Landschaft, die eine Kombination aus den schönsten Ecken der Eifel und der Heide zu sein scheint. Von der Höchstgeschwindigkeit abgesehen sollte sie ein Paradies für Motorradfahrer sein, da die Strecke kurvenreich immer leicht rauf und runter geht und man vie zu sehen bekommt.
Es fällt mir schwer, einen Superlativ zu finden, der die Natur dort beschreibt, aber wer mich kennt, der weiß, dass es einer ist, wenn ich sage, ich war wirklich sprachlos. 9 Stunden habe ich auf der Strecke verbracht und mir wurde nie langweilig, mich in alle Richtungen umzusehen. Ganz geschafft habe ich sie aber noch nicht, morgen geht es weiter.
Ich hoffe, die Bilder können etwas wiedergeben, wie es auf der Strecke aussieht.
Wobei das erste Bild ist ein Blick auf mein Navi, dass mich auch schon beeindruckt hat. Die Entfernungsangabe ist nicht das Ziel, sondern die, bis zum nächsten Abzweig. Wer hatte schon solche Entfernungen, ohne einmal abbiegen zu müssen?

715 km bis zur nächsten Abzweigung. Spoiler. Solange habe ich es nicht ausgehalten, und vorher schon ein Motel gesucht.
Die ersten Meter auf der Strecke.
Die Brücke am Birdsong Hollow.
Blick von der Brücke,...
... das Haus vorne links liegt ja schon toll,...
... aber das hinten rechts, so mag ich auch wohnen.
Es sieht toll aus im Oktober, alles ist grün, gelb und rot.
Blick von einem Rastplatz auf den Parkway.



Einen kurzen Wanderweg zu einem Wasserfall, dem Fall Hollow, habe ich dann auch gemacht.

Oberer Teil von Fall Hollow...
... und der untere Teil.
Leider hatte dann jemand das Licht ausgeschaltet. Der Himmel wurde schlagartig schwarz und war voller Laub von den Bäumen und kurz danach setzte Regen ein, der mich dann bis zum Nachmittag immer wieder mehr oder weniger heftig begleitet hat. Ich bin zwar das ein oder andere Mal mit Regenjacke aus dem Auto und habe mich umgesehen, aber eigentlich wollte ich auch einen der vielen Wanderwege am Wegesrand machen, das habe ich dann gelassen. Auch bin ich nicht an allen Orten ausgestiegen, sondern habe mir die Sache nur aus dem Auto angesehen. So zum Beispiel den Ort, mitten in der Wildnis, aber das passte wohl zu seinem Leben, an dem Meriwether Lewis gestorben und beerdigt ist. Der Lewis von der Lewis und Clark Expedition.
Er wurde grade mal 35 Jahre alt.

In diesem Haus, (oder dieser Restauration?) ist Lewis Meriwether am 11.Oktober 1809 gestorben. Den Todestag knapp verpasst.
Und unter diesem Monument liegt wohl sein Grab. Die Wiese drum herum war wohl mal ein Siedlerfriedhof, davon sieht man aber nichts mehr.
Nachdem ich die Staatsgrenze nach Alabama überschritten habe, kam auch bald die große Brücke über den Tennessee River.
Von 1800 bis 1819 gab es hier keine Brücke, aber einen Mann namens George Colbert. Er hat nur wenige Meter nördlich der Brücke Reisenden eine Mahlzeiten und Unterkunft angeboten, aber auch eine Fähre betrieben.
Dabei zeigte er sich als guter Geschäftsmann, denn als Andrew Jackson mit seiner Tennessee Armee den Fluss überqueren wollte, berechnete Mr Colbert diesen Dienst mit 75.000 Dollar. Und dafür ist heute sogar eine Landmarke hier nach ihm benannt.

Brücke über den Tennessee River.
Hier irgendwo betrieb Mr Colbert wohl seine Fähre.
Immer wieder seit St. Louis begegne ich pyramidenförmige Erdhügel. Sogenannte Mounds. Diese Mounds wurden von den Indianerkulturen zu zeremoniellen oder Begräbniszwecken geschaffen und können bis zu über 2000 Jahre alt sein. Während der Fahrt auf dem Parkway passiert man gleich mehrere Orte, an denen diese Hügel zu finden sind.

2 von 8 Hügeln der Pharr Mounds, die auf einer Fläche von ca 100 Fußballfeldern verteilt sind. Ihr Alter wird auf 2000 bis 2200 Jahre geschätzt.
Ich finde die Verkehrsregelungen der Amerikaner oft klasse. Aber sie investieren wohl mehr Geld in Polizei und Sicherheitspersonal.
Auf einem Abschnitt des Parkway machte grade eine Radgruppe eine Pause, Die Gruppe war ca 40 Personen groß, auf Rädern und Rollstühlen. Sie hatten einen Begleit-LKW mit Verpflegung und gleich 3 Polizeiautos um sich herum.
Letzte sperrten die Straße als ich kam, einer vorne, einer hinten. Der Dritte kam auf mich zu kurbelte das Fenster runter und im Befehlston hörte ich: "I will turn, and then you can follow me SLOWLY!"
Er drehte, für an der Gruppe vorbei und brachte mich so nach vorne. In der Zwischenzeit kam Verkehr von vorne. Der musste warten und wurde dann genauso an der Gruppe vorbei gebracht.

Eine andere Sache, die ich hier an jeder Baustelle betrachte ist, dass es dort keine Ampeln gibt, sondern davor und dahinter je einen Mann mit einem Schild und einem Funkgerät. Auf einer Seite des Schildes steht Stop, auf der anderen Slowly. Wenn jetzt Verkehr aus den Richtungen kommt, dann sprechen sich die Männer auf beiden Seiten ab und leiten so den Verkehr sehr effektiv. Ein Warten, wie bei uns, vor einer roten Baustellenampel, ohne das jemand von vorne kommt, gibt es so nicht.
Da ich auf Gegenverkehr warten musste, konnte ich heute mal ein Bild davon machen, wobei der hier nicht so motiviert war. Er drehte nicht mal das Schild um, sondern gab mir mit Handzeichen zu verstehen, ich kann fahren.


Nachdem ich schon Graceland nicht besucht habe, kann ich heute etwas Abbitte bei den Elvis Fans leisten. Da ich an Tupelo vorbei kam, habe ich kurz an seinem Geburtshaus gehalten und mir dieses von außen angesehen.
Auch hier waren Unmengen von Menschen, das kann man sich gar nicht vorstellen.

In diesem kleinen Haus wurde Elvis Aaron Presley am 8. Januar 1935 geboren.
Wohl eines der Autos von Elvis.
Die Nachbarschaft.
Dazwischen ging es aber immer wieder entlang des Natchez Trace Parkway, bis ich beschlossen habe, für heute war es genug. In einem kleinen Ort namens Kosciusko habe ich ein nettes kleines Motel gefunden, nachdem ich über den Oprah Winfrey Drive gefahren bin.
Später habe ich dann erfahren, ich habe wohl auch das Geburtshaus dieser Dame, eine der einflussreichsten Frauen der USA, gesehen.




Mein Motelzimmer, man beachte den Leder-Fernsehsessel.
Morgen geht es dann wieder auf den Parkway, bis an sein Ende in Natchez und zurück an den Mississippi River. Drückt mir die Daumen, ein gutes, günstiges Motel zu finden, am Wochenende ist das wohl nicht so einfach.
Ich nähere mich New Orleans und hoffe, ein paar von Euch haben immer noch Lust, mich auch dahin zu begleiten.