Mittwoch, 26. Oktober 2016

Tag 23 Cherokee - Boone

Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, was ich heute schreiben soll. Mit so vielen Superlativen habe ich schon um mich geworfen, hierfür habe ich jetzt keine mehr.
Wer gerne wandern geht, wer gerne Motorrad fährt, wer den Herbst liebt, wer gerne in der Natur ist, der sollte sich Zeit nehmen, um sie hier zu verbringen.
Es ist einfach wunderschön hier.

Direkt neben Cherokee ist das Südende des Blue Ridge Parkway, dort ist Meile 469 der Panoramastraße, auf der keine LKW fahren dürfen und auch sonst kein gewerblicher Verkehr. Um so mehr Autos und Motorräder findet man hier. 
Übrigens ist ein Großteil der Motorräder, die ich hier sehe, von Harley Davidson. Das scheint hier keine Besonderheit zu sein.
Die Höchstgeschwindigkeit auf der Straße beträgt 45 Meilen, etwas um die 72 km/h, allerdings aufgrund des Kurvenreichtums und der Aussichten der Strecke, fährt man eher langsamer. Man darf also gerne Zeit mitbringen.
Alle paar Meilen gibt es kleine Parkplätze, die man oft anfährt. Einfach um die Aussicht zu genießen oder um eine kurze Wanderung in das Umland zu unternehmen, wo man immer wieder interessante Orte finden kann.
Diese sollte man jedoch vorher ein wenig ausarbeiten, nur die Wenigsten sind hier ausgeschildert.


Da ich am Südende gestartet bin, zählen die Meilensteine rückwärts, so ist es sehr leicht für mich zu sehen, wie lange ich noch auf dieser Straße bin. Sollte ich zu schnell sein, ist das aber nicht ganz so dramatisch. Eigentlich hatte ich geplant, vom nördlichen Ende über Interstates nach Washington D.C. zu fahren, aber ich habe erfahren, vom Ende schließt direkt der Shenandoah Parkway bzw Skyline Drive an den Blue Rodge Parkway an und führt auch in Richtung der Hauptstadt.

So richtig viel zu erzählen gibt es heute nicht, man müsste selber hier sein und sich umschauen...

... dann sähe die Straße sehr oft so aus.

Oder so. Zumindest im Herbst.

Da man sich im Gebirge befindet, kommt man auch häufig durch Tunnel. Ich glaube, die Namensgeberin dieses Tunnels zu kennen, aber ich nenne keine Namen.

Und wenn man zur Seite sieht, sieht man immer wieder die bewaldeten Berge in bunten Farben.

Hier ein Ausblick auf die Straße selber.

Mal wieder an einem Overlook. Oben rechts geht die Straße weiter.

Diese Aussicht war dann aber eine besondere denn...

... sie wurde am höchsten Punkt des Blue Ridge Parkway aufgenommen. In 1844 Metern höhe. Höher kommt man zwar, aber nur noch zu Fuß.

Dann ging es wieder auf die Straße.

Ein Halt an einem anderen Overlook.
An diesem Overlook habe ich etwas Glück gehabt, ein gutes Timing. Ich habe diesen Stopp vorbereitet, hier sollte irgendwo ein Wasserfall sein, aber ich habe nichts gesehen, was darauf hinwies.
Nur ein Pärchen, dass vom Parkplatz über die Straße ging und zwischen den Bäumen verschwand. Bei genauem Hinsehen erkannte ich, da ging ein Wanderweg in den Wald. Also den Beiden folgen. Über einen Wanderweg, den ich nicht mit Wanderrucksack machen wollen würde, ging es etwas rauf und runter, bis ich tatsächlich das Wasser rauschen hörte.
Kurz darauf stand ich vor den Skinny Dip Falls. Ein kleiner Wasserfall, an dem nur eine Frau mit Kamera und Stativ, das Pärchen und ich waren.
Und es war traumhaft, so ruhig, so friedlich und so klares Wasser. Ich hoffe, die Bilder können es etwas wiedergeben.

Hier war der Weg noch besser.







Wieder zurück auf der Straße dachte ich mir, die Amerikaner sind scheinbar nicht unbedingt Frühaufsteher. Wie gestern war es bis ca 11 Uhr sehr friedlich und erst gegen Mittag fing der richtige Verkehr an.
Zum Glück wurde es nicht so schlimm wie gestern, es kamen mir zwar einige Autos entgegen, aber ich konnte mein Tempo weitestgehend selbst bestimmen und auch nur die allerwenigstens Parkplätze waren wirklich voll. Nur alleine war ich fast nirgends mehr.

Weiter ging es über die wundervolle Straße über viele, viele Meilen. Unterwegs habe ich immer wieder mal an einem Overlook gehalten oder kleine Abstecher in die Landschaft gemacht, aber da war nichts bei, was ich im speziellen zeigen müsste.
Bis ich zu den nächsten Wasserfällen kam. Den Linville Falls.

On the road again.

Wieder die tollen Landschaften auf beiden Seiten.

Einer der Wege, die ich erkundet habe.

Langweilen Euch die Bilder schon?

Mich nicht.

Ich finde es hier traumhaft.
Die Linville Falls sind die bekanntesten Fälle am Blue Ridge Parkway, was am Zugang liegt. Entsprechend waren hier viele Menschen unterwegs. Allerdings wurde ein Overlook als leichter Wanderweg beschrieben und sowohl der Abstieg in die Schlucht, als auch ein anderer Aussichtspunkt als schwerer.
Fast alle sind den leichten Weg gegangen, von wo man allerdings nur auf den untersten Fall sieht, mit vielen anderen Leuten um sich herum.
In die Schlucht absteigen wollte ich dann auch nicht, da es dort am Ende fast 150 steil bergab geht und das danach ja auch wieder bergauf.
Da ich mich doch ein wenig zurückhalten will, es kommt ja noch eine Woche auf mich zu, habe ich mich also für den zweiten Aussichtspunkt entschieden. Eine gute Wahl, denn dort war ich zumindest ganz für mich alleine, für die Zeit, die ich dort verbracht und den Anblick genossen habe.

Der Linville River.

Der Weg zu dem Wasserfall.

Diese Stufen runter, es kamen noch ein paar mehr,...

... dann hatte ich diese Aussicht.

Von dem Punkt konnte man sehr gut sehen, dass es zwei Stufen gibt, erkennt man es auf dem Foto?
Bei der Aussicht auf den Pool unter dem Wasserfall habe ich mich gefragt, ob hier früher Indianer gebadet haben oder ob ich einfach zu viele Karl May Filme gesehen habe. Vorstellen konnte ich es mir zumindest gut.

Nachdem ich wieder am Auto und auf der Straße war, habe ich beschlossen, den Tag zu beenden, sonst komme ich nur doch zu früh in Washington an.
Allerdings war es auch eine strategische Wahl. Entweder in Boone bleiben oder doch noch sehr viele Meilen mehr fahren. So viele große Ortschaften sind nicht am Weg und wenn man die Unterkünfte am Parkway direkt buchen will, ist man schnell mal 150 bis 200 Dollar die Nacht los. Das muss ja nicht unbedingt sein.
So wird hier morgen früh wieder aufgetankt und dann ist mein nächstes Ziel Roanoke oder Waynesboro. Oder es kommt doch alles anders. Auf jeden Fall kommt Virgina näher.

Bevor ich aber in Boone angekommen bin, ging es noch über das Viadukt, das zu Hause, im Reiseführer so gut aussah. Sicher, solche Bilder sind bearbeitet, aber ich denke, ich wäre denen sehr nahe gekommen, wenn nicht genau hier schon viele Bäume entlaubt waren.

Linn Cove Viadukt.


Die richtig bunten Bäume am Straßenrand habe ich hier leider verpasst, aber ich denke, der Weg bisher hat mich dafür genug entschädigt. Meine Sorge war ja ein wenig, dass der Weg nur hier wunderschön ist und sonst eher normal. Jetzt sage ich eher, der Weg ist überall wunderschön und vielleicht fiel es mir hier einfach nicht mehr so sehr auf.

Aber am Ende noch ein paar Antworten.
Ich bin gefragt worden, ob es hier Mountainbiker gibt. Gesehen habe ich sie noch nicht, aber vielleicht gibt es dafür hier auch Gebiete, heute habe ich auch von Skigebieten gelesen und habe sie noch nicht gesehen.
Radsportler sind aber viele auf der Straße unterwegs.

Viele der Straßen hier werden, auch abhängig von den Bedingungen zwischen Dezember und März gesperrt.

Ob mir nicht langsam langweilig werde? Nein, im Gegenteil. Heute habe ich oft gedacht, mit einem großen Wohnwagen, wie man sie hier oft sieht, und einer netten Begleitung sehe ich keinen Grund, warum ich nicht ewig so weiter reisen könnte. Zum Einen gäbe es alleine hier noch so viel mehr zu entdecken und zu sehen, für das ich alles keine Zeit habe und selbst wenn ich das alles gesehen hätte, morgen sehe ich erst den 12. von 50 Staaten, den ganzen Westen, Kalifornien, Nevada, Texas, Colorado, den Norden mit Mount Rushmore, dem Yellowstonepark, den Weiten Landschaften von Minnesota, den Osten mit den Niagarafällen und Neuengland. All das habe ich noch nicht besucht.
Aber morgen Abend in einer Woche geht mein Rückflug.