Freitag, 21. Oktober 2016

Tag 18 Pensacola Beach - Stone Mountain

Heute habe ich auf einem Stein gestanden. Klingt das so aufregend, wie es war? 
Das Frühstück heute morgen konnte sich wirklich mal Frühstück nennen und so habe ich so reichlich davon genossen. So sehr, dass die Autofahrt anstrengend wurde, auf vollem Magen.
Der Abschied aus dem kleinen Paradies am Strand wurde mir recht leicht gemacht. Seit 5 Uhr am Morgen gab es starken Wind und auch die Temperaturen sind auf nur 24°C morgens um 9:00 Uhr gefallen. So kalt, ich habe mir die Hosenbeine wieder an meine Hose gemacht. Von nun an wieder lange Hosen.

Insgesamt habe ich dann, einschließlich Pausen, 7 Stunden auf Highways und Interstates verbracht. Auf langen, graden und einschläfernden Straßen durch tolle Wälder, vorbei an Baumwollfeldern und, zum ersten Mal in meinem Leben, mit dem Auto, über eine Zeitzonengrenze. Aufgrund Verkehrs habe ich davon leider nichts wirklich mitbekommen, ebenso wenig, dass ich jetzt in Georgia bin. Nur an meinem Navi habe ich es gemerkt, dass plötzlich eine Stunde mehr anzeigte. Ich bin Euch also jetzt wieder eine Stunde näher, nur noch 6 Stunden zwischen mir und der Heimat.

So sahen die Straßen heute zu Beginn aus. Hier ein Highway.

Eines der Baumwollfelder am Straßenrand in Alabama.

Und so sahen die Straßen später lange Zeit aus. Hier eine Interstate.
Bei einer Pause habe ich dann die größte, freilebende Spinne bisher in meinem Leben gesehen. Sie hatte ihr Netz neben dem Weg zu einem Rastplatz gespannt und die Menschen hier wunderten sich nicht mal. Sowas scheint man hier gewohnt zu sein. Ich bin solche Spinnen nicht gewohnt, da musste ich sie fotografieren und bin insgesamt froh, in all meinem Zimmern insgesamt bisher erst zwei Schaben gehabt zu haben und nur einen Mückenstich.
Generell habe ich ja keine Angst vor Spinnen, aber sowas im Schlafzimmer brauche ich auch nicht.
Ich würde vermuten, es ist eine "Goldene Wespenspinne". Wer es besser weiß, der möge mich bitte aufklären.

Das Spinnchen, vom Punkt oben links am Bein bis unten recht, geschätzt 8-9 cm.
Dann kam ich an die Randgebiete von Atlanta und zum ersten mal richtig in den Kontakt mit dem Berufsverkehr einer amerikanischen Großstadt. Wahnsinn. Dazu sollte man wissen, dass die Amerikaner eigentlich nicht in deiner Großstadt wohnen. Mir hat mal einer gesagt, wenn man abends in einer der Städte wie Atlanta oder z.B. Dallas ausgeht, dann begegnet man eigentlich nur Touristen und denen, die mit Touristen Geld verdienen. Dementsprechend ist der Berufsverkehr gewaltig. 
Zu meinem Glück wollte der Verkehr immer in andere Richtungen wie ich. Ich kam zwar nur langsam vorwärts, aber ich habe sehr viele gesehen, die gefühlt gar nicht vorwärts kamen. Ich hoffe, dass ich auch auf den letzten Tagen nicht mehr davon erleben muss.

Apropos, ich habe jetzt ziemlich genau 2500 Meilen hinter mir, was dann auch ziemlich genau 4000 km entspricht. Ich denke, damit zwei Drittel meiner Reise.

Beeindruckend war es auch, durch Unterführungen der Landebahn des Flughafens von Atlanta zu fahren. Der Flughafen mit dem weltweit größten Passagieraufkommen. Hier landeten im Minutentakt zwei Flugzeuge parallel.

Zwei Flugzeuge im Landeanflug.
Da fällt mir ein, was ich seit Lafayette mal erwähnen wollte, und heute ist wahrscheinlich meine letzte Chance, ich habe mich mal wieder auf einer Hurricane Evakuation Route befunden. Die Stürme nimmt man wohl ziemlich ernst, denn die großen Fluchtrouten Richtung Inland waren in der letzten Woche immer wieder ausgeschildert.

Mein Tagesziel war dann endlich erreicht, im Osten von Atlanta, ca 25 km von Downtown.
Dort befindet sich mit dem Stone Mountain der weltweit zweitgrößte Monolith. Größer ist nur noch der Mount Augustus. Der Uluru, auch bekannt unter Ayers Rock, in Australien wäre zwar größer, ist aber kein Monolith.

Er ist aber nicht nur ein Touristenziel, weil er als Stein einfach so in der Gegend rum liegt, sondern, und vor Allem, wegen seinem Basrelief. Es st das größte Basrelief der Welt und hat in etwa die Größe eines Fußballfeldes. 
Die Figurengruppe selber ist ca 30m x 60m und ist bis zu vier Meter tief. Es stellt den Präsident der Konföderierten Staaten von Amerika, Jefferson Davis, und deren wohl zwei wichtigsten Generäle, Thomas Jackson und Robert E. Lee, auf ihren Pferden dar. Beeindruckend, was von Menschenhand geschaffen wurde. 

Der Monolith hat etwa einen Umfang von acht Kilometern und erhebt sich ca 250 Meter über seine Umgebung.

Das Relief.

Die drei Persönlichkeiten, Präsident Jefferson Davis und die Generäle Thomas "Stonewall" Jackson und Robert E. Lee.
Der Park davor war leider weniger ansehnlich, denn hier warfen zwei Schneekanonen einen Berg Schnee auf. Im November wird das Gelände in eine kleine Abfahrt und eine Skikunstsprunganlage umgebaut.
Außerdem war die Seilbahn wegen des zu starken Windes gesperrt. Es blieb also nur die Alternative, mich auf einen der verschiedenen, unterschiedlich schwierigen, Wanderwege nach oben zu machen. Nach oben hin laufen sie alle zusammen und insgesamt sollte man sie nur mit festem Schuhwerk machen. Es ist ein oft unebener und manchmal steiler Weg.

Der Weg hinauf.



Nach ca 30 Minuten hatte ich es geschafft und stand auf dem Stein. Oben war es verdammt windig, aber die Aussicht war atemberaubend und dank des blauen Himmels konnte man meilenweit sehen.

Man erkennt den Schneeberg.

Die Seilbahn, natürlich außer Betrieb.

Der Gipfel.

Der Blick auf Atlanta.
Vom Berg ging es ins Motel und dort erst mal unter die Dusche. Danach hieß es ausruhen und die Füße auf Eis legen. Die letzten 14 Tage haben begonnen und das Programm ist voll. Montag werde ich wohl den letzten Tag, den ich zu schnell war, noch verlieren und von da an müssen alle meine Pläne aufgehen. 
Ich muss mein Ziel erreichen, es soll Leute geben, die wollen mich angeblich zurück haben. 
Dabei könnte ich ewig so weiter reisen, würde dann aber mehr solche Tage wie gestern einlegen.