Samstag, 15. Oktober 2016

Tag 12 Kosciusko - Lafayette

Es gibt Tage, da hat man einfach kein Glück, es gibt Tage, da hat man Pech und es gibt Tage wie heute, da geht am Ende einfach alles schief.
Angefangen hat es schon mit der Nacht. Das Motel war es wirklich nicht, warum ich so schlecht geschlafen habe, das war erstaunlich gut für den Preis und den Ort.
Dann ging es zurück auf den Natchez Trace Parkway und Richtung Natchez, was mein eigentliches Ziel des Tages werden sollte. Sollte wohlgemerkt, aber das verrät ja schon der Name des Kapitels.

Was mir schon von Beginn an auffällt und was man hier neben der Straße auch sieht. Alle Grünflächen in der Nähe von Straßen oder um bewohnte Grundstücke, egal wie groß oder riesig sie sind, sind immer sehr gepflegt geschnitten. Das Fahren mit Rasenmähertraktoren scheint etwas wie das Volkshobby zu sein und man mäht, ob es das eigene Grundstück ist oder nicht.

Der Weg unterscheidete sich heute kaum von dem gestern, einfach eine traumhafte und ruhige Natur.

Kurz nach der Wiederauffahrt auf den Parkway.
Ein Reservoir kurz vor Jackson/Ms.
Ein schöner Picknickplatz.

Dann sollte ein Highlight des Weges kommen, ein Ort auf den ich mich gefreut hatte, der aber, aufgrund eines sehr trockenen Sommers in dieser Gegend, hinter den Erwartungen etwas zurückblieb. Ein Zypressensumpf. Das Wasser stand leider sehr niedrig. Ein etwa eine Meile langer Pfad führt zur Besichtigung durch den Sumpf.
Es sah immer noch sehr beeindruckend aus, aber wenn die Bäume tiefer im Wasser stehen ist es sicher noch toller. Außerdem gibt es dann eine Chance viele Wilde Tiere hier zu sehen, dann, mit großer Wahrscheinlichkeit unter anderem Bisamratten, Gürteltiere und Streifenhörnchen und mit geringer Wahrscheinlichkeit Kojoten, Luchse, Bieber und sogar Alligatoren. So sind die alle in der wasserreicheren Nachbarschaft des Reservoirs, das man oben sehen konnte.

Ein Holzsteg durch den Sumpf.



Der nächste Stopp war Rocky Springs, eine "Geisterstadt", die in 1930 aufgegeben wurde. Alles was von dieser Stadt allerdings übrig ist, sind eine Kirche, in der bis 2010 noch Sonntagsgottesdienste gehalten wurden, ein Friedhof und 2 Safes und Zisternen, die verlassen in der Landschaft stehen und einem Postamt bzw. einer Schmiede zugeordnet werden.

Das Ortsschild.
Die Kirche.
Der Friedhof.
Dudleys Grabstein.
Ein Safe, mitten in der Landschaft.
Weiter ging es zu einem der verschiedenen Sunken Traces am Wegesrand. Hier bewegt man sich angeblich auf dem originalen Pfad, der damals genutzt wurde, und der sich durch Erosion gebildet haben soll. Er erscheint daher versunken in der Landschaft, wodurch diese Namensgebung kommt.

Hier kommt der Weg aus Richtung Natchez.
Hier teilt er sich auf und geht weiter.
Der letzte Höhepunkt auf dem Parkway war dann der Emerald Mound, der zweitgrößte Mound in den USA und nördlich von Mexiko. Nur einer vor St Louis, in Cahokia/Il ist noch größer. An dem bin ich vorbei gefahren, habe ihn aber verpasst und darum nicht besucht.
Emerald Mount ist ein Tempel-Mount. Die untere Stufe diente wohl zu zeremoniellen Zwecken in Form von Tänzen, Anbetungen, Spielen und Beerdigungen und der "Aufsatz" war der eigentliche Tempel. Er ist zwischen 1300 und 1600 von den Indianern erschaffen worden und sehr beeindruckend, vor allem, wenn man dabei berücksichtigt, dass er komplett künstlich erschaffen worden ist.

Von unten erkennt man seine Größe noch nicht,...
... aber wenn man dann oben steht schon.
Dann hieß es aber, den Parkway zu verlassen und dem Namensgeber des Weges einen Besuch abzustatten. Der Stadt Natchez.
Natchez gilt als die älteste Siedlung am Mississippi und die erste Besiedlung geschah durch die Franzosen zwischen 1716 und 1729. Ihre Blütezeit hatte sie während der Sklaverei. In dieser Zeit war in der Stadt der zweitgrößte Sklavenmarkt am Mississippi nach New Orleans und in die andere Richtung ein wichtiger Handelsplatz für Baumwolle, die von hier aus verschifft wurde.
Die Stadt ist berühmt für ihre Antebellum-Häuser. Die meisten davon werden um 1835 datiert. Hoffentlich ein Vorgeschmack auf das, was mich in New Orleans erwarten wird.

Interessant war hier auch ein langes Gespräch mit zwei Einheimischen, die mich in die Geheimnisse der Stadt und des lokalen Footballfiebers, welches die Stadt heute auch gepackt hat eingeweiht haben und die mir Tipps für die Weiterreise gegeben haben. Auch wurde ich von ihnen über Deutschland ausgefragt. Sie wunderten sich, dass man dort so lange Englisch in der Schule hat und das wir kein solches Collegesportsystem wie die USA hat.

Dieses Haus trägt den Namen Edelweiß.
Die Front von Rosalie.
Die Rückseite.
Magnolia Hall.
Stanton Hall.




Trump als Halloween-Gespenst, dahinter Clinton als Hexe.
Das städtische Transportsystem.
Eigentlich war der Plan, in Natchez die Nacht zu verbringen. Vor allem, da an diesem Wochenende ein Volksfest mit dreitägigem Ballonfahr-Wettbewerb statt finden sollte.  Leider war das aber auch der Grund, warum es in der ganzen Stadt kein freies Zimmer mehr gab. Gerne hätte ich am Abend dem Treiben zugesehen und am Fest teilgenommen. Aber wo sollte ich schlafen?
Mein Ziel für morgen, Baton Rouge, war nicht so weit entfernt. Daher dachte ich mir, dann fahre ich da halt heute Nachmittag noch hin und habe morgen viel Zeit für die Stadt. Also mit dem Handy ein Motel gebucht und los ging es.

Allerdings mit einem kleinen Umweg zur Frogmore Plantatage. Einer alten Baumwollplantage, die auch immer noch in Betrieb ist. Man kann dort auch die Gebäude, in denen früher die Sklaven untergebracht waren, besichtigen, dafür war ich aber zu spät dort.

Die Frogmore Plantage hinter einem Baumwollfeld.
Eines der Verarbeitungsgebäude aus der Sklavenzeit.
Erntemaschinen bei der Arbeit.
Baumwollsträucher.
Das wurde, nach dem Foto, handgepflückt.
Wer hat aufgepasst? Wem ist aufgefallen, dass das ich grade gesagt habe, ich habe in Baton Rouge gebucht? Das Kapitel heißt doch Lafayette.
Nach fast zweihundert weiteren Kilometern über Land, kam ich dann endlich in Baton Rouge an und habe mich schon auf eine Dusche und ein Bett gefreut, nur um dort festzustellen, dass man meine Buchung storniert hat und alle Zimmer vergeben sind. Auch sonst war in der ganzen Stadt nichts zu finden.
Das nächste Angebot gab es erst weitere 100 km westlich, in Lafayette.

Es half ja alles nichts, also habe ich gebucht und mich wieder auf den Weg gemacht. Ich muss nicht extra sagen, dass es sehr spät war, als ich endlich dort ankam. Auch nicht, dass es ein Loch war, da ich nicht sehr wählerisch mehr war. Aber gut, es ist nicht nur billig sondern auch günstig. Und die Spritkosten sind damit allemal wieder reingeholt.
Allerdings wirft es meine weiteren Planungen ziemlich um. Eigentlich wollte ich mir ja morgen Baton Rouge ansehen. Nur, wenn mich die Stadt nicht mag, mag ich die Stadt auch nicht mehr. So viel tolles stand da eh nicht auf dem Plan. Morgen wird kurz vorher abgebogen Richtung New Orleans.
Da ich nun nicht mehr dahin komme, eine kleine Anekdote zu Baton Rouge. Diese Stadt ist scheinbar allgemein nicht so freundlich. Ein Gouverneur hat dort, gegen geltende Bauvorschriften, eine zu niedrige Brücke über den Mississippi bauen lassen. Nun müssen alle großen Schiffe den Hafen anlaufen und ihre Fracht auf kleinere Schiffe verteilen. Wer da wohl alles dran verdient?
Es soll der selbe Gouverneur sein, der auch, aus Selbstverherrlichung ein neues Kapitol für den Staat bauen ließ, welches seitdem das höchste Kapitol der USA ist.

Ich habe jetzt andere Probleme. Ich habe jetzt einen Tag gewonnen, von dem ich noch nicht weiß, was ich mit ihm mache. Für die letzte Woche hätte ich zwar gerne einen Tag mehr, da ich aber am Sonntag einen Fixpunkt in meiner Reise habe, hilft mir das dafür nicht. Ich kann einen Tag New Orleans dran hängen. Das kann in der Stadt auch nicht verkehrt sein, vielleicht aber auch schon zu viel, oder ich kann mir mehr Zeit für die Reise von New Orleans nach Atlanta lassen und mir Mobile oder Montgomery ansehen. Was meint ihr? Hat eine(r) einen guten Rat für mich?
Ich werde zumindest darüber schlafen.