Sollte ich heute wirre Dinge schreiben, dann verzeiht mir bitte, aber der Tag war lang und es ist schon spät.
Angefangen hat er für mich richtig erst um 9 Uhr, da habe ich das Motel verlassen und mich auf den Weg Richtung Metro gemacht. Für diese musste ich hier tief unter die Erde, da sie direkt danach den Potomac unterquert, aber weder war sie so tief, noch annähernd so schön, wie die in Moskau.
Eigentlich habe ich noch keine ödere U-Bahn gesehen. So sahen im Prinzip alle Stationen aus.
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Die Metrostation Rosslyn. |
Nach etwa 6 Stationen bin ich dann mal ausgestiegen. Es gab auf meiner Strecke keine Anzeige und die Durchsagen sind nur Geräusche, von denen ich nicht annähernd auch nur etwas verstanden habe. Aber ich hatte richtig aufgepasst, ich war nur einen Block entfernt von der National Mall.
Die National Mall ist die gesamte Parkanlage, die das Kapitol, das Washington Monument, das Weiße Haus, das Lincoln Memorial und die anderen Memorials hier verbindet. Übrigens sind sie alle ein Teil der amerikanischen Nationalparks, daher braucht man sich nicht wundern, wenn Touren von Rangern geführt werden.
Auf der Mall angekommen, habe ich mich natürlich erst einmal direkt auf die Achse gestellt und einmal Richtung Osten fotografiert.
Ich war mir sicher, auch in die andere Richtung fotografiert zu haben, aber irgendwie habe ich am Abend dann festgestellt. Nein, kein Foto. Noch nicht.
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Richtung Osten, das Kapitol. |
Wer heute gehofft hat, eine ausführliche Stadtführung mit vielen tollen Tipps und Ecken der Stadt zu bekommen, den enttäusche ich direkt mal an dieser Stelle. Für diese Stadt hatte ich eigentlich gar keine Pläne. Ich wollte einfach nur mal die National Mall rauf und runter gehen und die Gebäude sehen, die man aus so vielen Filmen kennt. Ich dachte mir, wenn die Stadt schon auf der Strecke nach New York City liegt, dann kann ich hier auch einen Stopp machen.
Ich habe heute zwar viele Fotos gemacht, aber eigentlich immer nur von den selben Dingen.
Vielleicht lag es an der nicht vorhandenen Vorbereitung, dass diese Stadt für mich etwa so viel Flair hat, wie die A2 zwischen Oberhausen und Gladbeck. Ja, die Bauwerke sind beeindruckend, absolut. Aber mehr ist da auch nicht. Zumindest habe ich nicht mehr entdeckt. Und ich bin heute ca 11 Stunden hier rum gelaufen. Der Tag hat mich mehr gekostet, als nur ein paar Socken. So langsam habe ich Kleidungsstücke, die ich lieber wegwerfen, als jemals wieder anziehen will, egal wie oft ich sie waschen würde.
Außerdem war die Stadt auch nicht nett zu mir, während ich anderswo eigentlich immer sehr viel Glück mit Wartezeiten und Besuchen hatte, hier nicht. Ich muss also nochmal wiederkommen. Dann werde ich mir etwas mehr Zeit nehmen, aber auch nicht zu viel, denn ich denke, sich hier viele Tage aufzuhalten lohnt nicht.
Den einzigen Wunsch, den ich für die Stadt hatte war, das Kapitol zu besuchen. Also bin ich die Straße runter und dort hin. Dabei musste ich feststellen, dass auf der Rückseite gebaut wurde und die Gerüste einem tollen Anblick im Wege standen.
Trotzdem habe ich ein paar Aufnahmen gewagt.
Die Vorderseite war dann frei von Baustellen, dafür aber voll mit einer langen Schlange vor dem Besucherzentrum. Ich musste feststellen, wer das Kapitol besuchen will, der sollte vorbestellen. Lange im Voraus, wenn er am Wochenende hier ist, ansonsten, wenn man unter der Woche kommt und flexibel ist, kann man Glück haben. Meine nächste Führung wäre am Montag irgendwann um 11:00 gewesen. So musste der Kapitolbesuch auf die Liste für einen weiteren Besuch in Washington D.C. geschoben werden.
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Die Vorderseite des Kapitols. |
Ich habe dann das Kapitol einmal umrundet und mir die National Mall dann mal von einem Ende aus angesehen. Um einen Eindruck für die Größe zu bekommen, die Strecke vom Kapitol am einen Ende und dem Lincoln Memorial am anderen beträgt 4,8 km und sie ist dabei ca 500 m breit.
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Blick vom Kapitol die Mall entlang. |
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Das Washington Monument. |
Dann habe ich die Mall aber erst mal verlassen und bin die Pennsylvania Avenue entlang gegangen, in Richtung der Innenstadt, dort wo Washington D.C. Geschäfte und sowas zu bieten hat. Und auch das Ford´s Theater, der Ort, an dem Abraham Lincoln in seiner Loge von John Wilkes Booth erschossen wurde. Er verstarb aber nicht vor Ort, sondern erst später im benachbarten Petersen House, in welches er verbracht wurde. Dort wurde auch der Ausspruch von Kriegsminister Stanton getätigt, der über Lincolns Grab in seinem Mausoleum steht: "Now he belongs to the ages."
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Das Ford´s Theater. |
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Auf dem Weg dorthin passierte ich die National Gallery of Arts. |
Dann wollte ich aber zum Washington Monument. Da das mit dem Kapitol nicht geklappt hat, dachte ich mir, ich kann ja versuchen, da hinauf zu kommen. Und da ich noch einen langen Tag verbringen wollte, habe ich auf dem Weg dem ersten der Smithsonian Institute, die entlang der Mall zwischen Monument und Kapitol verteilt sind, einen Besuch abgestattet. Das Museum für amerikanische Geschichte.
Ich habe, glaube ich, schon mal gesagt, wie toll ich es finde, wenn Museen der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich gemacht werden. Das habe ich in London erlebt und auch hier wieder. Nur so kann man Jugendliche für Kunst oder Geschichte oder andere Dinge gewinnen. Wenn ich an die Preise mancher Museen in Deutschland denke, die sich nicht jede Familie leisten will oder kann, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn man den Nachwuchs nicht dafür begeistern kann.
Auch wenn sich der Besuch in diesem Museum nicht gelohnt hat. Es gab hier eine Sonderausstellung über Essen, aber über amerikanische Geschichte habe ich nicht viel gefunden. Nur ein erstes Washington Monument.
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So hat wohl mal ein Washington Memorial in Washington D.C. ausgesehen. |
Dann ging es aber zu Washington Monument und der Hoffnung, von diesem über die Stadt zu sehen. Das sollte von daher gut möglich sein, da es in Washington D.C., zumindest im Zentrum, keine Wolkenkratzer gibt. Kein Gebäude sollte höher sein, als dieser Obelisk mit seiner Höhe von fast 170 Metern.
Es hat übrigens den Kölner Dom als höchstes Gebäude der Welt abgelöst und hatte diesen Titel bis zur Fertigstellung des Eiffelturms. Es ist aber noch immer das höchste Steinbauwerk der Welt.
Und Außerdem war es wegen Renovierung geschlossen.
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So blieb mir nur, am Gebäude nach oben zu schauen, nicht von diesem herunter. |
Allerdings hat man auch von dem kleinen Hügel, auf dem das Washington Monument steht eine tolle Aussicht. Von dort sieht man sehr gut...
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... im Osten das Kapitol,... |
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... im Norden die Rückseite des Weißen Hauses und... |
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... im Westen das Lincoln Memorial. |
Dieses habe ich mir als nächstes Ziel auserkoren und mich auf den Weg den Hügel hinunter, über die Wiese gemacht.
Dabei kommt man als erstes, noch vor dem langen Reflecting-Pool, zum World War II Memorial, dem Brunnen davor.
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Ein Teil des WWII Memorials. |
Hier konnte ich die Kriegshelden-Verehrung der Amerikaner in ganzer Pracht erleben. Schon vorher hatte ich gesehen, dass drei Reisebusse mit Polizeieskorte durch die Stadt geleitet wurden.
Hier wurden dann Kriegsveteranen auf Rollstühlen, einzeln, etwa zwanzig Meter eine Rampe hinunter, zum Memorial geschoben wurden. Bei jedem Einzelnen applaudierten die Umstehenden. Ein Stück weiter kam ein Veteran, auch im Rollstuhl geschoben auf mich zu und ein junger Mann vor mir, ich schätzte ihn so Mitte zwanzig, blieb plötzlich stehen, reichte dem Mann ihm Rollstuhl die Hand und bedankte sich für das, was der Mann für sein Land und für ihn getan habe.
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Der Blick auf das Lincoln Memorial über den Reflecting-Pool. |
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Und von der anderen Seite. |
Dann ging es die Stufen zum Memorial hinauf und vor die riesige Statue von Honest Abe, die ich in kleineren Versionen schon in Chicago und in Springfield gesehen habe.
An den Wänden links und rechts im Memorial kann man zum Einen seine Antrittsrede zur zweiten Amtszeit und zum Anderen seine Gettysburg Address Rede lesen.
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Auf der Treppe hat Martin Luther King jr. seine berühmte Rede "I have a dream" gehalten, im Rahmen des Marsches auf Washington, an dem ca 250000 Menschen teilgenommen haben. |
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Die Inschrift: "In this Temple as in the Hearts of the People for whom he saved the Union the Memory of Abraham Lincoln is enshrined forever." |
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Der Ausblick vom Memorial. |
Vom Lincoln Memorial wollte ich zum Martin Luther King Memorial, welches unweit von hier ist. Soweit ich gesehen habe, man möge mich bitte korrigieren, dass einzige Memorial, welches keinem Präsidenten gewidmet ist.
Auf dem Weg dahin passierte ich noch die Gedenkstätte für den Koreakrieg. Die für den Vietnamkrieg habe ich ausgelassen.
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Das Korean War Memorial. |
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Martin Luther King jr., in Stein gehauen. |
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Von dort hatte man eine nette Aussicht. |
Dann war mein Ziel das White-House, der Wohnsitz des Präsidenten der USA. Da mag ich mal wieder klugscheißen, das Bundeskanzleramt ist das größte Regierungshauptquartier der Welt und achtmal größer als das Weiße Haus.
Auch hier mochte mich die Stadt nicht so ganz, denn hier wurde die Aussicht von einem großen Kran behindert.
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Der Garten. |
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Und der Kran. |
Eigentlich hatte ich nun alles gesehen, was ich sehen wollte. Nun musste ich nur noch warten, bis es am Abend dunkel werden würde, um mir die Stadt mit ihren Lichtern anzusehen.
Um die Zeit bis dahin nicht langweilig werden zu lassen, bin ich erst mal ins Smithsonian National Air und Space Museum. Dieses Museum ist auf jeden Fall interessant für jeden, der sich für Luft- und Raumfahrt interessiert. Von den Anfängen der Luftfahrt bis zu den Mondlandungen wird hier alles anschaulich erklärt. Vieles dabei auch so gestaltet, dass es für Kinder spannend gemacht wird. Das Museum ist für alle Altersklassen geeignet und auch wieder kostenlos.
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Die Spirit of St. Louis kannte ich ja schon. |
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Hier hingen viele Flugzeuge. |
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In der Ausstellung zum zweiten Weltkrieg auch ein deutsches Modell. |
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Noch ein deutsches Modell. |
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Hier gebe ich gerne an. Was man hier nur als Modell betrachten kann, konnte ich vor einigen Jahren im Original besuchen. Die USS Enterprise. |
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Die Mondlandefähre. |
Da immer noch genug Zeit blieb, bin ich auch noch ins Smithsonian National Museum of Natural History. Auch ein Museum, dass für alle Altersklassen geeignet ist. Es gibt dort Ausstellungen mit aktuellen Tieren aus der ganzen Welt, über Dinosaurier, über Geologie und einiges mehr. Mir hat besonders gut eine Ausstellung mit Insekten gefallen, in Terrarien waren verschiedene Insekten von beeindruckender Größe. Da muss ich immer daran denken, dass es Menschen gibt, die dort leben, wo solche Tiere leben. Da sollte eine kleine, harmlose Spinne oder eine Fliege gar nicht mehr so störend sein.
Einem kleinen Mädchen gefiel hingegen ein Aquarium mit den Hauptdarstellern aus "Findet Nemo" bzw. "Findet Dorie" besonders gut. Als sie das Aquarium entdeckte, wurden ihre Augen groß und sie drückte sich durch alle umstehenden und wiederholte ca 150 mal: "Da ist Dorie!" Ja, sie war aus Deutschland. Ihren Eltern war das unglaublich peinlich, aber sie war so süß, sie war schnell für alle der Star in dem Bereich und alles versammelte sich um das Mädchen und machten ihr Platz.
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Der grüßte am Eingang. |
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Diese Spinne war etwa faustgroß und nannte sich Bird Eater. |
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Finde das Insekt. |
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Ein Dinosaurier. |
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Das Aquarium ohne das Mädchen, das erzählte grade jemandem, dass sie Dorie gefunden habe, so hatte ich zumindest freien Blick. |
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Der Hope-Diamant. |
Jetzt wurde es aber Zeit, etwas zu essen. Dazu ging es in ein Potbelly, einem Sandwichladen mit einer Ähnlichkeit zu Subways. Für mich aber viel leckerer. Schon in Chicago habe ich hier das Essen genossen.
Kräftig gestärkt, ging es zur Adresse 1600 Pennsylvania Ave NW, Washington, DC 20500. Der wahrscheinlich berühmtesten Adresse der USA. Hier kam ich nicht bis an den Zaun für ein Foto, so war dieser leider im Weg.
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Die Vorderseite des White House... |
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... unter scharfer Bewachung. |
Außer vielen jungen, sehr gut gekleideten Menschen, die Männer in Anzügen mit Fliege, die Frauen in tollen Abendkleidern, die das White House betraten, gab es hier nicht viel zu sehen. Es ging auch langsam auf den Sonnenuntergang zu, und den wollte ich am Washington Monument beobachten. Auf dem Weg dahin, kam ich nochmal an der Rückseite vorbei. Ich wurde entschädigt, der Kran war verschwunden. Dafür das Haus für die Halloweenparty geschmückt.
Ich will niemanden in Deutschland auf dumme Gedanken bringen, aber hier wird das ganze Wochenende über Halloween gefeiert.
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Die Rückseite des Weißen Hauses bei meinem zweiten Besuch. |
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Die Dekoration war von... |
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... Alice im Wunderland inspiriert. |
Das Licht der tiefstehenden Sonne "vergoldete" die weißen Gebäude. Der Anblick war toll.
Es lockte aber auch seltsame Kreaturen aus ihren Löchern. Dieser Mann hier hat weder um Geld gebettelt mit seinem Auftritt, noch war er für Halloween verkleidet. Seine Tänze und Schreie meinte er sehr ernst.
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Für den Sonnenuntergang selber hatte ich auch einen Blick, und so schlecht sah er doch gar nicht aus, oder? |
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Um das Washington Monument sind genau 50 Fahnen angeordnet. Eine für jeden Bundesstaat. |
Dann war es aber endlich dunkel und alle Gebäude in Licht getaucht. Leider war aber auch alles weit entfernt und ich ohne Stativ, so dass meine Bilder nicht wirklich zeigen, dass es wirklich toll aussah, egal in welche Richtung man nun schaute.
Nicht nur für Fotografen empfehle ich, in dieser Stadt zwei Sonnenuntergänge zu beobachten, einmal von dort wo ich war, dem Washington Monument, und das andere Mal vom Lincoln Memorial. Das Monument beleuchtet im Pool zu sehen, die Halle beleuchtet, sieht bestimmt richtig toll aus. Es liegt aber alles zu weit auseinander, um schnell die Orte zu wechseln.
Für mich war damit der Tag aber auch lang genug und meine Füße baten um Gnade. Diesen Gefallen wollte ich ihnen tun und bin mit der Metro zurück nach Arlington gefahren und habe mich auf eine Dusche gefreut.
Morgen findet ein Marathon in der Stadt statt, da wäre ich in meiner Bewegung sehr eingeschränkt gewesen, also wieder habe ich viel Glück gehabt, dass ich einen Tag früher als geplant hier war. Ich hoffe, ich schaffe es, die Stadt ohne große Störung zu verlassen. Dann geht es weiter Richtung Norden. Ein letzter Halt vor New York City steht noch aus.