Montag, 24. Oktober 2016

Tag 21 Atlanta - Gatlinburg

Ich wäre mal neugierig, gibt es Leser, die meine Reise auf der Karte mitverfolgen? Gibt es überhaupt noch Leser, oder habe ich alle zu viel gelangweilt?
Sollte mich jemand auf der Karte suchen, dann muss er oder sie heute etwa 200 km nördlich von Atlanta suchen. Ich bin wieder in Tennessee.

Von Atlanta ging es heute am frühen Morgen auf die Autobahn, über die Interstate 75 nach Chattanooga. Sebastian und vielleicht auch anderen gut bekannt vom Chattanooga Choo Choo. Ein Swing-Song, der eine Zugfahrt von New York City nach Chattanooga beschreibt. Die Melodie kennen sicher alle, von einer Coverversion von Udo Lindenberg. „Entschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach Pankow?...“
Früher war der Bahnhof ein wichtiger Knotenpunkt im Eisenbahnnetz der USA, heute ist es ein Hotel, in dem man auch in Zugabteilen übernachten kann.

Entschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach...!

Vor dem Hotel.
Ich war aber nicht in der Stadt, um den Bahnhof zu besuchen, sondern die Ruby Falls. Einen ca. 45 Meter hohen, unterirdischen Wasserfall im Lookout Mountain.
Am Fuß des Berges gab es ein Höhlensystem, in dem Leo Lambert als Junge gerne spielte. Allerdings musste der Eingang dieses Höhlensystems gesperrt werden, da man dort eine Eisenbahnlinie baute.
1928 dachte sich Leo Lambert, er müsse diese Höhlen wieder öffentlich machen. Dafür bohrte er erst ein Loch von oben in den Berg und sprengte dann einen Schacht hinein, in dem er einen Aufzug installieren wollte. Dabei entdeckte er eine Art Passage, die etwa 1 Meter breit und grade mal 50 cm hoch war. Neugierig wie er war, hatte er nichts besseres zu tun, als 7 Stunden lang durch diese Passage zu kriechen, bis sich plötzlich eine Erweiterung auftat, in der er aufrecht stehen konnte. Bald darauf hörte er ein Wasserrauschen und stand vor dem Wasserfall. 17 Stunden war er insgesamt unterwegs.
Bei seiner nächsten Expedition zu dem Wasserfall nahm er seine Frau mit, Ruby Lambert. Er versprach ihr, den Wasserfall nach ihr zu benennen. 
Heute geht der Schacht zwar bis in die Kavernen am Fuß des Berges, der Aufzug fährt aber nicht weiter als bis auf die Höhe der Wasserfälle. Man geht dann, in einer Gruppe geführt, an vielen Stalagmiten (die von unten) und Stalaktiten (die von oben) vorbei, durch enge Gänge, sieht interessante Formationen, denen man hier versucht hat, Namen zu geben, Manche sind da glücklicher als andere und steht dann irgendwann vor einem Wasserbassin und hört das Rauschen des Wasserfalls, der aber, noch komplett im Dunkeln, nicht zu sehen ist. 
Dann startet eine Lichtshow für ein paar Minuten und an sieht den Wasserfall in voller Pracht und Schönheit, ca. 340 Meter unter der Erde.
Meine Fotos da unten sind leider nicht wirklich gut geworden, aber ich fand den Ausflug ein aufregendes Erlebnis. Ein Highlight meiner Reise.

Am Lookout Mountain,...

... an den Ruby Falls.

Die einzige Formation die man anfassen durfte. Sie war schon "tot". Die anderen wachsen noch.

Die Formation an der Decke wurde als Kronleuchter bezeichnet.

Ganz viele Stalaktiten.

Die Namensgebung der Formationen an einem Beispiel. Die Führerin meinte, es sei ein "Left foot, because he was left behind."

Der Gang durch den Mr. Lambert 7 Stunden gekrochen ist.

Jetzt aber zum Wasserfall.



Nach Chattanooga war mein nächster Halt in Oak Ridge. Diese Stadt wurde zu einem bestimmten Zweck gegründet und zwar erst 1942. Man wollte die Atombombe bauen. Oak Ridge war eine der drei Standorte des Manhattan Projekt. Hier sollte die Urananreicherung stattfinden.
Heute ist hier immer noch ein Werk aktiv in der Kernwaffenproduktion und es gibt hier ein kleines Museum zum Thema Energie, welches ich besucht habe.
Für mich war es allerdings etwas zu verherrlichend, was die Ausbeutung unserer Erde und auch was den Einsatz von Atomwaffen betrifft. Ölförderung, Kohleabbau, Atomforschung, alles ist gut und richtig und ein Muss und es gibt eigentlich keinen Grund, es nicht zu tun.
Die Bomben in Japan haben den Frieden gebracht, die vielen Toten werden übersehen.

Eine Mark 28, mit Nuklearsprengkopf erhältlich.

Andere Versionen von Nuklearwaffen.

So sah Little Boy aus, die über Hiroshima gezündet wurde...

... und die Erklärung dazu. Klingt für mich nach erfolgreichem Einsatz ohne negative Auswirkungen.

Das mit dem Leben in Frieden und ohne Kriege hat für die Amerikaner ja auch so gut geklappt, seit dem zweiten Weltkrieg.
Vor Oak Ridge liegt das etwas größere Knoxville. In dieser Stadt fand 1982 die Weltausstellung statt und deren Wahrzeichen gibt es immer noch, die Sunsphere, die Sonnenkugel. Auch wenn sie in einer Simpsons-Episode zerstört wurde. Dort war sie auch nur ein Perücken-Lager. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen, man kommt nur in eine Ebene dieser Kugel, allerdings das ganz ohne Kontrolle oder gar Ticket.
Ansonsten war Knoxville für mich eher ein ausgestorbener Ort, hier war absolut gar nichts los, weder an der Kugel, noch im Park drum herum, noch in dem Gelände daneben, wo Kongresszentren  sind.
Allerdings muss das kurz zuvor ganz anders gewesen sein, denn als ich abends im Hotel saß, sah ich genau diese Orte plötzlich auf dem Bildschirm, mit vielen Menschen dort, vor allem jubelnde Frauen. Der Grund, der Tourbus von Donald Trump war in der Stadt. Von 12 Uhr an, fast zwei Stunden. So hieß es in den Nachrichten. Ich war kurz nach 14 Uhr dort und ich habe von irgendwelchem Trubel gar nichts mitbekommen. Hier waren insgesamt 10 Leute im Park, in der Zeit in der ich da war.

Der Park mit der Sonnenkugel.

Die Scheiben waren getönt und nicht unbedingt sauber,...

... die Aussicht auf Knoxville aber auch nicht die spannendste.
Nach meinem Besuch auf der Kugel bin ich runter an den Tennessee River gefahren. Hier wurde mir von Martin das Restaurant „Calhoun´s on the River“ empfohlen, mit den besten Rippchen der Welt. Das musste ich prüfen. Man sitzt hier sehr schön, direkt am Fluss, sieht Nachbauten der Nina und der Pinta, den beiden Schiffen, die neben der Santa Maria von Christopher Kolumbus an der Entdeckung Amerikas beteiligt waren. Die Santa Maria konnte ja nicht mehr dabei sein, die ist ja vor Hispaniola auf ein Riff gelaufen und aus der hat man ein Fort gebaut, welches man, da Weihnachten war, La Navidad getauft hat. Gut das ich immer aufmerksam Micky Maus Hefte gelesen habe, da lernte man sowas.
Aber Spaß beiseite, natürlich sind auch die Schiffe hier nur Nachbauten, und sie sind erschreckend klein. Ein letztes Klugscheißen. Das erste Land wurde von der Pinta aus gesichtet. Vermutlich war das eine Bahamasinsel.
Zurück zum Fleisch. Es war wirklich verdammt lecker und, ich hatte drei verschiedene Fleischsorten, Rippchen, Chicken-Finger und Pulled Pork, ich hätte keine Zähne gebraucht, so zart war das Fleisch.

Nina...

und Pinta,...

... auf dem Tennessee River.
Dann habe ich mich wieder auf die Straße gemacht, Richtung der Great Smoky Mountains. Der Plan war, in Pigeon Forge oder in Gatlinburg ein Zimmer zu finden. Als ich dort ankam, bin ich, aufgrund von zu vielen Touristen, durch Pigeon Forge direkt durchgefahren, hier wäre kein Parkplatz zu finden gewesen. In Gatlinburg habe ich ein Zimmer gefunden. Allerdings scheinen beide Orte und noch ein weiterer hier nur aus Hotels, Restaurants und Touristenattraktionen zu bestehen. Passend dazu gibt es hier auch Dollywood. ein Freizeitpark von Dolly Parton.

Meine Stimmung war heute nicht sonderlich gut, ich hatte seit dem Mittag Kopfschmerzen. Da habe ich mir gedacht, um herunterzukommen und frische Luft zu atmen, gehe ich etwas Minigolf spielen.
Das war das erste mal, dass ich mit einer Seilbahn zur ersten Spielbahn gebracht wurde. Man wurde einen Berg hochgezogen und musste sich dann 18 Bahnen wieder herunter spielen.
Das an liebevoll gestalteten Bahnen über die Eichhörnchen liefen und neben denen Kardinalsvögel saßen. Das einzige Manko, der Herbst machte das Grün schwer lesbar, aber Spaß hat es gemacht.

Ein erster Blick auf die Great Smoky Mountains.

Dollywood.

Nach oben zur Minigolfbahn.

Blick auf Bahn 1...

... und über die Anlage.

Hier kann man sich Glück verschaffen.

Toll gestaltete Bahnen.

Das alles musste auf den Berg geschafft werden.

Die Bahnen wahren nicht so sauber und damit schwerer spielbar,...

... aber es gab viel zu sehen.

Mein erster Kardinalsvogel, auf seiner Hollywoodschaukel.

Das letzte Loch.
Dann ging es aber ins Hotel und morgen geht es zurück in die Natur. Die Straßenschuhe sind wieder im Koffer, die Wanderschuhe stehen neben mir. Wenn alles gut geht, bin ich morgen höher denn je auf einem Berg, in 2200 Metern Höhe.

Der Blick aus meinem Zimmer.
Sowohl im Hotel als auch an der Minigolfbahn kam ich länger mit den jeweiligen Betreibern ins Gespräch. Beide Male wurde ich über Deutschland ausgefragt und habe viel über Amerikaner und ihre Ansichten erfahren. Und, da es hier im Moment nur um Trump und Clinton geht, kam das Gespräch auch auf Politik. Ob Deutschland ein soziales Land ist, wie viel Steuern man zahlt, wie dafür Krankenversicherung funktioniert und vieles mehr interessiert die Leute, mit denen ich spreche, tatsächlich sehr.
Auf der Minigolfbahn hat mir das Quatschen sogar ein Freispiel eingebracht, wenn ich am nächsten Tag nochmal kommen würde. Das die Leute hier fast immer sehr nett und höflich zu mir sind, habe ich glaube ich schon erwähnt.

Und fast wieder etwas vergessen, was ich noch erwähnen wollte. Heute ging es durch eine Gegend, die für den Sezessionskrieg wichtig war, fast überall gibt es Schilder, die auf Schlachtfelder hinweisen. Wer sich für diese Zeit der Geschichte interessiert, kann, alleine hier in der Umgebung, tagelang nur diese Orte besuchen.

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