Samstag, 8. Oktober 2016

Tag 5 Springfield - St. Louis

So langsam wird das was mit der Zeitumstellung, ich schlafe länger. Wenn das so weiter geht, muss ich mir morgens doch noch den Wecker stellen. Aber noch ging es ohne, um vor 8 Uhr das Motel zu verlassen, nach einem kontinentalem Frühstück. Was übersetzt heißt, Cornflakes, Milch, etwas Süßgebäck, Toast, Frischkäse und Erdnussbutter. Ich glaube, ich ernähre mich in Deutschland gesünder. 

Zu Fuss ging es dann erstmal zum Wohnhaus von Abraham Lincoln. Heute, um es nicht nur von außen zu betrachten, sondern auch, um sich innen umzusehen und etwas über die Geschichte zu erfahren. Für den Besuch muss man sich zwar ein Ticket besorgen, dieses ist aber jedoch kostenlos und dient einfach dazu, die Gruppengrößen zu beschränken. 
Ein Nachfahre Abraham Lincolns hat das Haus für einen symbolischen Dollar an die Stadt verkauft. Dafür machte er zwei Bedingung. Das Haus sei für die Zukunft in gutem Zustand zu halten und der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich gemacht zu werden. Das hat sich bis heute gehalten. 
Aufgrund des Alters von ca. 150 Jahren, ist nicht mehr vieles original, aber alles in dem Zustand her- und eingerichtet, wie es zu der Zeit war, als Lincoln in dem Haus gelebt hat. Das trifft auch für die Möbel zu, denn viele der Stücke wurden bei einem Umzug nach Chicago mitgenommen und sind dort im großen Brand 1871 vernichtet worden.

Das Haus selber liegt in einem Bereich von 4 Blocks, die zu einem Nationalpark umgewandelt worden sind, damit sie so erhalten werden können. Eine wirklich hübsche Umgebung. Übrigens, der Guide meinte, ein Foto wie das, welches ich gestern von dem Haus gemacht habe, also aus der Perspektive, gilt als eines der meist fotografierten Motive der USA. Darum zeige ich es heute nochmal aus einer anderen Perspektive.

Achja, Abraham Lincoln hat sein Haus mal selber nicht sicher wiedergefunden. Der Guide erzählte eine Anekdote, dass das Haus hatte zu Beginn nicht zwei Stockwerke, sondern nur eines hatte. Als Abe auf einer Reise war, um seinen Tätigkeiten als Anwalt nachzugehen, hat seine Frau, Mary Todd Lincoln, ohne sein Wissen und seine Zustimmung das Dach anheben und das Haus um ein Stockwerk erweitern lassen.

Das Haus der Lincolns mit der Nachbarschaft. Die Rampen am Ende der Gehsteige sind nicht für Rollstuhlfahrer gedacht. Sie dienten dazu, dass die Damen über die Strassen gehen konnten, ohne ihre langen Kleider im Wasser schmutzig zu machen, welches sich am Straßenrand ansammelt.
Der Schreibtisch Lincolns. Angeblich sogar der Originale.
Die Küche. Mary Todd liebte das Kochen und wollte den Ofen mit ins Weiße Haus nehmen. Dass dort für sie gekocht werden sollte, gefiel ihr gar nicht.
Das Schlafzimmer.
 Nach der Führung kam ich mit einem Paar ins Gespräch, die mir, als sie mitbekommen haben, dass ich aus Deutschland bin, erzählen mussten, wie toll der Rhein südlich von Bonn ist. Dem konnte ich nur zustimmen, habe dafür aber erfahren, dass sie aus Minnesota ist, wo beide nun leben, er aber ein Wisconsin Cheesehead ist. Er war erstaunt, dass ich wusste, dass das die Bezeichnung für die Green Bay Packers Fans ist und so kam das Gespräch auch noch auf Football. Als ich auch da mit zwei großen Fans mitreden konnte, wollten sie alles über meine Pläne erfahren und insgesamt dauerte es so recht lange, bis ich weiterziehen konnte. Aber so konnte ich wieder erleben, wie offen und freundlich die Menschen hier sind, dass sie sich immer Zeit für einen Plausch nehmen.

Vom Haus Lincolns ging es dann zum Lincoln Presidential Museum. Dort wird in verschiedenen Bereichen das Leben Abraham Lincolns dargestellt. Angefangen bei seiner Hütte in Hodgenville, in der er geboren und aufgewachsen ist, bis hin zu dem Sarg, in dem er aufgebahrt wurde, hier ist alles nachgestellt.
Nachdem man sich an vielen Volunteers vorbei bis ins Museum gekämpft hat, erlebt man ein sehr interessantes Museum. Nur Fotos konnte man sehr wenige machen. Wie so oft war der Blitz verboten und die Räume so dunkel, dass sich keine Fotos lohnten.
Auch durfte ich nicht einen der drei Zylinder Lincolns fotografieren, der noch im Original erhalten ist, eines von nur einer handvoll Objekte, die hier im Original ausgestellt sind.

Nachbau des Geburtshaus von Abraham Lincoln.


Vorne das Kleid Mary Todd Lincolns, dahinter die Kleider ihrer gesellschaftlichen Konkurrentinnen in Washington DC.
Lincoln und seine Minister.

Eine animierte Karte, die den gesamten Verlauf des Sezessionskrieges darstellt. Wirklich interessant, wenn man den verlauf darauf beobachtet.
Die Loge im Ford Theater, kurz vor seiner Ermordung.

Die Familie Lincoln. V.l.n.r. Robert Todd, Thomas, Mary Todd, Abraham und William Wallace.
 Nach dem Besuch im Museum stand ein Besuch des Kapitols auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin begegnete ich dem ersten Zug in den USA. Dabei machte ich die Feststellungen, dass zum Einen, es eine Bahnsteige gibt, die Fahrgäste steigen ebenerdig ein und zum Anderen, ein Zug hält hier gerne mal 20 Minuten in einem Bahnhof, der auch über eine Straßenkreuzung verlaufen kann. Die Autos warten dann einfach geduldig.
Achja, Springfield sollte man nicht besuchen, wenn man Ruhe sucht. Die Züge, die die Stadt passieren, etwa alle halbe bis volle Stunde, machen das nur unter vollem Einsatz ihres Signalhorns. Nicht nur einmal, sondern an jedem Bahnübergang und davon hat die Stadt gefühlt 20. Zum Glück hatte ich einen festen Schlaf.

Fahrgäste beim Einsteigen.
Der Zug fährt nicht, er steht im Bahnhof. Lange.
 Auf dem Weg zum neuen Kapitol, man kann es kostenlos besichtigen, kam ich auch am alten Kapitol vorbei. In diesem hat Abraham Lincoln gewirkt und vor diesem hat Barack Obama seine Rede gehalten, mit der er seine Kandidatur zur Präsidentschaft ausgerufen hat.

Das alte Kapitol der Stadt.
Springfield/Illinois.
Lincoln Presidential Library.
Das neue Kapitol.
  Das Kapitol des Staates Illinois ist ein beeindruckendes Gebäude, mit einer Kuppel, welche höher ist, als die des Kapitols in Washington. Fast zu jeder Stunde werden Führungen veranstaltet, die ca eine halbe Stunde dauern und in der man das Repräsentantenhaus, den Senat und das Vorzimmer des Gouverneurs zu sehen bekommt. Der Guide war eine ältere Frau namens Metzger. Ihr Vater war Deutscher, ihre Mutter Irin. Als ich meinte, da kam eine Menge Bier zusammen meinte sie, dass wurde in ihrer Familie auch immer gesagt. Die Familie basiert auf Bier und Kartoffeln.

Die Eingangshalle.
Ein Blick hinauf in die Kuppel
Das Repräsentantenhaus.
Der Senat.
Zitat. "Alles was wie Gold aussieht, ist auch Gold."
Das Treppenhaus.
Das letzte Ziel in Springfield war der Oak Ridge Cemetery, auf dem sich das Grab Lincolns befindet. Ich habe mich etwas gewundert, dass ich mit dem Auto hineinfahren durfte, aber nachdem ich die Größe dieses Friedhofs erahnen konnte, konnte ich es verstehen. Ein riesiges Gelände.
Das Grabmal Lincolns ist ein Denkmal unter einem Obelisken. Man hat es gebaut, nachdem man wohl mehrfach in das erste Grab versucht hat einzubrechen, um die Gebeine des verstorbenen Präsidenten zu stehen.
Innen geht man einen kleinen Rundgang entlang, der an dem Marmorgrabstein vorbei führt, unter dem sich in 3 Meter Tiefe die Gebeine befinden sollen. Auch die Gebeine seiner Frau und von zwei seiner drei Kinder sind in dem Denkmal bestattet.

Die erste Ruhestätte Lincolns in Springfield.
Die Grabstätte Lincolns.
Der Grabstein. Darüber, hier nicht erkennbar der Spruch: "Now he belong to the ages." Kriegsminister Stanton soll ihn am Totenbett Lincolns gesagt haben
Natürlich gibt es auf dem Friedhof auch ein Vietnamkriegsdenkmal...
... und ein WW2-Denkmal.
Dann war es aber Zeit, Springfield zu verlassen und mich wieder auf die Route 66 zu machen. Insgesamt war es eine Wiederholung zum ersten Tag auf dieser Strecke. Lange, grade, schlechte Straßen inmitten weiter Landschaften, unterbrochen von kleinen Orten, die scheinbar nur von der Landwirtschaft leben. Sehr oft kam ich an Schildern vorbei mit der Aussage: "Farmers for Trump"
Heute kam ich an meinem zweiten Aldi vorbei. Dem kann man scheinbar nicht mal entfliehen, wenn man den Kontinent verlässt. Aber auch wieder an einer netten alten Tankstelle.


Apropos tanken. Am Ende des Tages, kurz vor St. Louis, ging auch langsam meine erste Tankfüllung zu Ende. Einmal Volltanken bitte. Ok, ich muss zugeben, die Reserve hatte nicht ganz angefangen, ich hatte noch 80 Meilen fahren können. Trotzdem fand ich den Preis von umgerechnet 20 Euro für eine Tankfüllung verhältnismäßig günstig. Bevor es aber dann für den Abend und die Nacht ins Hotel ging, wollte ich zumindest noch an den Fluss, den ich von hier bis zu seiner Mündung in den Golf von Mexiko begleiten möchte. Wenn auch mit einer Unterbrechung.
Darum für ich zur Chain of Rocks Bridge. Eine Brücke, über die vor vielen Jahren mal die Route 66 verlief, die man aber heute scheinbar nicht einmal mehr betreten darf. Hier endete dann mein Abenteuer auf der Route 66, die hier in westliche Richtung weiter läuft, während ich mich in Richtung Süden Wenden möchte. Von hier an werde ich wohl die Schilder mit der Aufschrift Great River Road häufiger sehen.

Die Chain of Rocks Bridge.
Der Mississippi Richtung St. Louis.
Zum Abschluss möchte ich einmal mein Hotelzimmer zeigen. Man hat viel Platz, hier auch einen Kühlschrank, eine Mikrowelle, viele Fernsehsender. Aber vor allem, in beiden Hotels, einen seltsamen Geruch. Hier riecht es wie eine Mischung aus einem Vanilleduftbaum und Insektenspray und auch nach 3 Stunden habe ich mich nicht daran gewöhnt.

Das Zimmer vor St Louis. Im Fernsehen Football. Irgendein Spiel wird immer übertragen.
Morgen möchte ich dann St. Louis besuchen. Hoffentlich werde ich dabei nicht gestört. Ich habe ja schon vermutet, dass Hillary Clinton in die Stadt kommt, aber es kommt noch schlimmer. Donald Trump wird auch da sein. Morgen Abend findet um 20:00 Uhr Ortszeit das zweite TV-Duell der Präsidentschaftskandidaten an der Washington University in St. Louis statt.
Diese ist am anderen Ende der Stadt, mit ein bisschen Glück kann ich ungestört alles sehen, was ich sehen will. So viel ist das hier gar nicht.


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