8 Stunden habe ich heute im Auto verbracht, aber was war das eine tolle und kurzweilige Zeit. Kurz vor 8 habe ich das Motel in Sparta verlassen und mich aufgemacht in Richtung Mississippi und die Great River Road Richtung Süden. Dass ich dem großen Fluss nahe kam, war an einem dichten Nebel, in den ich fuhr, deutlich spürbar. Aber es dauerte nicht einmal eine halbe Stunde, da war der Nebel verzogen und es wurde wieder ein sehr warmer Tag. Allerdings habe ich davon, dank meiner Klimaanlage, wenig spüren müssen.
Der erste Halt des Tages war das Fort Kaskaskia. Einstmals wohl eine Festungsanlage, die den Mississippi kontrolliert hat, konnte man heutzutage nicht mehr viel davon sehen. Allerdings ist ein Campingplatz angeschlossen. Wer mit Wohnwagen oder Zelt unterwegs ist, findet hier einen traumhaften Fleck Erde.
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Unter den Wällen waren wohl früher die Mauern der Festung. |
Kurz danach kam der kleine Ort Chester. Heimat von Elzie Segar. Sicherlich den meisten weniger bekannt, als die Figur, die er erschaffen hat. Popeye. In der sehr kleinen Stadt tauchen die Bezüge immer wieder auf, angefangen beim Ortsschild und dem Platz davor.
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Das Eingangsschild von Chester. |
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Popeye der Seemann. |
Von Chester aus, ging es eigentlich nur noch entlang der Great River Road, wobei ich wenig Fotos gemacht habe, denn hätte ich überall gehalten, wo es etwas Schönes zu sehen gab oder etwas interessantes zu bestaunen, ich wäre immer noch unterwegs und wäre besser direkt zu Fuss gegangen.
So habe ich mit Staunen die Landschaft genossen, die Natur, die kleinen Dörfer und Häuser entlang der Straße.
Als Dörfer kann man nicht sehr vieles bezeichnen, denn die Häuser liegen oft sehr weit auseinander, jedes für sich in einer kleinen, hügeligen Landschaft. Manche sogar mit kleinen Seen nur für sich. Alles sieht etwas dekadent aus, aus der Sicht des eng besiedelten Deutschlands. Allerdings sehen auch hier manche Häuser nur auf den ersten Blick traumhaft aus, denn auch hier stehen sehr viele leer, da es zu einsam in der Gegend sein wird, beziehungsweise die Arbeitsplätze sicher weit weg liegen.
Diese Straße sollte aber mindestens genauso bekannt sein, wie die Route 66 oder andere berühmte Straßen. Einfach traumhaft. Zumindest diesseits des Mississippi. Nur den Fluss selber bekommt man dabei eher seltener zu Gesicht, da die Straße oft abseits des Ufer verläuft oder er hinter Flutmauern verborgen liegt.
Diese Mauern sind in den Orten aber auch ansehnlich, da sie oft kunstvoll bemalt sind. Bei diesen oder auch anderen Hausmalereien taucht nun auch immer wieder Mark Twain auf. Dieser stammt zwar selber aus Florida, aber mit seinen Abenteuern von Tom Sawyer und Huckleberry Finn hat er sich für immer mit dem Mississippi verbunden.
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Eines von vielen Mark Twain Bildern. |
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Kunstwerke auf einer Flutmauer. |
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Entlang des Mississippi. |
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Brücke über den Mississippi. |
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Wohnen am Fluss. |
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Ein anderes Haus am Fluss. |
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Und noch Eines, auf Stelzen, gegen Hochwasser. |
Meinen nächsten Aufenthalt hatte ich dann in Cape Girardeau. Einer sehr hübschen, kleinen Stadt direkt am Mississippi River. Neben einer kleinen Main Street wie aus dem Fernsehen, gab es eine tolle Flutwand, ein nettes Schiff im Hafen und einen kleinen Aussichtspunkt über die Stadt.
Perfekt, für eine Pause, damit man sich bei der langen Fahrt die Beine vertritt, einen Snack einzunehmen und alles Sonstige, was es braucht um weitere Stunden auf der Strasse durchzuhalten.
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Bilder der Flutwand. |
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Die Main Street. |
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Der Aussichtspunkt über der Stadt. |
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Die Queen of the Mississippi. |
Der nächste Stopp war für Cairo geplant. Die Stadt, die im Dreieck vom Zusammenfluss des Ohio River mit dem Mississippi River liegt. Ich hätte gedacht, dass das eine exklusive Lage für eine Stadt ist, aber dem ist absolut nicht so. Diese Stadt wurde mehr oder weniger aufgegeben und dem Verfall freigegeben, was sehr schade ist, denn man kann die Architektur des ausgehenden 19. Jahrhundert und beginnenden 20. Jahrhundert noch gut zu erkennen.
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Das Stadtzentrum von Cairo. |
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Alte Architektur, dem Verfall preis gegeben. |
Die Stelle, an der die Flüsse zusammenfließen ist ein kleiner, netter Park, der zur Geschichte der USA und der Lewis und Clark Expedition gehört.
Am 14. November 1803 landete die Expedition genau an dieser Stelle. Die Stadt Cairo gab es da noch nicht. Man blieb dort eine Woche und lernte die Bestimmung von Längen- und Breitengrade für die Weiterreise in den Westen.
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Von rechts kommt der größere Ohio River, von links der kleine Mississippi... |
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... und fließen als ein deutlich grösserer Mississippi weiter. |
Dann ging es über die Brücke über den Ohio weiter Richtung Süden. Nachdem ich heute schon in Illinois und Missouri war, habe ich da die Grenze nach Kentucky überschritten.
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Über den Ohio... |
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... weiter auf der Great River Road, jetzt in Kentucky. |
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Aber auch auf der originalen Route des Trail of Tears. |
Als Trail of Tears, wird die Vertreibung von Indianern aus dem fruchtbaren südöstlichen Waldland der USA in das eher karge Indianer-Territorium im heutigen Bundesstaat Oklahoma bezeichnet. Die Deportationen indianischer Stämme stellen eine historische Zäsur dar und markieren den Tiefpunkt in den Beziehungen indianischer Stämme zu der Regierung der Vereinigten Staaten.
(Wikipedia)
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Weiter ging es über verlassene Straßen... |
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... vorbei an tollen Anwesen... |
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... und ruhigen Ortschaften,... |
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... Friedhöfen... |
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... und Middleschool-Kids beim Footballtraining,... |
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... über noch mehr verlassene Straßen,... |
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... bis nach Memphis, dem heutigem Ziel meiner Reise. |
Die Straßen waren heute lang und verlassen, ich konnte für viele Kilometer mit Tempomat fahren, ohne einmal bremsen zu müssen und hätte am Ende fast meine Ausfahrt verpasst. Allerdings mein Gruß an alle, die mir geraten haben, mich penibel an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Ich hatte sehr oft das Gefühl, ich halte den Verkehr auf und habe das wohl auch getan. Auf einer Landstraße sammelten sich hinter mir schon zwei Autos, als ein großer LKW auffuhr und uns alle auf einmal überholte.
Vor der Reise habe ich darüber nachgedacht, mir eine Aktion-Cam zu kaufen, und die Fahrten komplett zu filmen. Heute war ein Tag an dem ich mich aber so richtig geärgert habe, das nicht gemacht zu haben. Die Fahrt wäre einen Film wert gewesen.
Mittlerweile bin ich ca 1000 km gefahren, ca 1/5 von dem, was ich geplant habe, und habe schon für ca 44 Dollar tanken müssen.
In Memphis angekommen, habe ich mir nach den letzten beiden Nächten mal wieder ein etwas teureres Motel gegönnt und erst mal Wäsche gewaschen. Nicht, weil ich schon nichts mehr anzuziehen hätte, sondern um den Geruch der Motels der letzten beiden Nächte aus den Klamotten zu bekommen.
Anschließend ging es dann in die Stadt und zu meiner Freude musste ich feststellen, die Beale Street, in der der Blues geboren wurde, ist nur 4 Blocks entfernt.
Dort habe ich ein leckeres Abendessen genossen und die ersten Eindrücke der Stadt auf mich wirken lassen. Aus jedem Laden kommt einem Blues-Musik entgegen, fast nur Live und die Straße riecht nach gegrilltem Fleisch, lecker, und Rauchwaren, die in Deutschland wahrscheinlich nicht immer legal wären.
Auf der Straße war recht viel los, das kann aber auch daran liegen, dass heute in Amerika der Columbus-Day begangen wurde. Ein Feiertag zu Ehren Christoph Kolumbus, der jährlich am zweiten Montag im Oktober gefeiert wird.
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Der "Vater des Blues" William Christopher Handy. |
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Die erste Spur des King. |
Nach dem Essen ging es wieder ins Motel, ausruhen von der Fahrt. Morgen werde ich das Auto nicht bewegen, das Zimmer ist für zwei Nächte gebucht. Ich kann mir also viel Zeit für Memphis nehmen. Eine Stadt, die auf den ersten Blick sehr interessant erscheint.
Ich möchte mich nochmal bei allen bedanken, von denen ich immer wieder so viel positives Feedback bekomme. Ich hoffe, es wird nicht langweilig.
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