Dienstag, 11. Oktober 2016

Tag 8 Memphis


Was ich gestern noch schreiben wollte, ich bin gestern durch 5 Bundesstaaten gefahren. Erwähnt hatte ich Illinois, Missouri und Kentucky, denen folgten aber noch Arkansas und Tennessee.
Generell gäbe es noch so viel mehr zu schreiben, aber die tägliche Zeit zu schreiben ist kurz und die Müdigkeit setzt dabei dann auch ein.  Ich befürchte, dass man das auch das ein oder andere Mal merkt.
Aber jetzt zu heute.

Der Tag begann mit bügeln und einem Frühstück, welches seinen Namen nicht verdiente. Es gab Weißbrot, das man sich toasten konnte, dazu Butter und Blaubeermarmelade, Kaffee, Müsli, Milch und auf Anfrage eine kleine Portion Rührei. Dafür aber 5 verschiedene Ketchups und Saucen. Achja, und Blaubeermuffins.

Das musste dann als Stärkung reichen für einen ersten Gang etwas Stadtauswärts, zum Lorraine Motel.
Dieses Motel erlangte am 4. April 1968 traurige Berühmtheit dadurch, dass hier Dr. Martin Luther King Jr. erschossen wurde. Früher war es ein sehr beliebtes Motel und Größen wie Aretha Franklin, Ray Charles und Wilson Pickett übernachteten regelmäßig hier, wenn sie in der Stadt waren.
Seit 1991 beherbergt es das National Civil Rights Museum, ein Museum, in dem man sich über die Bürgerrechtsbewegung in Amerika informieren kann. Leider nur nicht an einem Dienstag. Es hatte geschlossen. So konnte ich es nur von außen ansehen und habe vor, morgen wiederzukommen, bevor ich Memphis verlasse.

Das Lorraine Motel.
Der Kranz markiert die Stelle, an der Martin Luther King Jr. stand, als er erschossen wurde.
Mein nächstes Ziel war ein Event, dass um 11:00 statt finden würde. Da ich nun  etwas mehr Zeit hatte, bin ich durch Nebenstraßen gelaufen und habe immer wieder sehr schöne Straßenkunst gefunden. Auf den ersten Blick sieht Memphis nicht besonders aus, aber wenn man hinsieht, ist es immer wieder bunt. Dabei dreht sich alles besonders immer wieder um Musik,
 
"I am a man" ist eine der Proklamationen der Bürgerrechtsbewegung.

Eines der Main Street Trolley. Man kann damit auf der Main Street rauf und runter fahren.
Eine der Haltestellen.
 






The King of Rock´n´Roll.
Dann wurde es 10:30 und Zeit für mich, ins Peabody Hotel zu gehen. Das Peabody ist ein Luxushotel in Memphis, in dem zweimal täglich eine Zeremonie statt findet, die zu den seltsamsten gehört, die ich in meinem Leben gesehen habe. Bei dieser dreht sich alles um einen Brunnen in der Lobby.

Das Peabody.
Der Brunnen in der Lobby.
Vor einigen Jahren hat ein wohl nicht mehr ganz nüchterner Hotelgast nach der Jagd seine Lockenten in den Hotelbrunnen gesetzt. Das Management war darüber wohl nicht sehr erfreut, machte man sich doch Sorgen, die Enten könnten ihren Dreck überall im Hotel verteilen. Dem war jedoch nicht so, im Gegenteil, die Enten blieben brav in dem Brunnen und waren der Hit der Hotelgäste.
Daraus hat die Direktion dann eine Tradition gemacht, die 1941 angefangen hat und seit dem angeblich nicht einen Tag ausgefallen ist.
Es wurde ein Ententrainer eingestellt, der Enten trainierte, aus dem Fahrstuhl in den Brunnen zu laufen, dort zu schwimmen und auf Kommando den Weg zurück anzutreten. Gekleidet in einer roten Uniform mit goldenen Absätzen bekam dieser eine Vollzeitstelle, sich im das Training und die Enten im Brunnen zu kümmern und die Zeremonie durchzuführen, die täglich so abläuft, dass um Punkt 11 Uhr sich die Fahrstuhltüren öffnen und 5 Stockenten gefolgt von dem Zeremonienmeister zum Kings-Cotton-Marsch über einen roten Teppich zum Brunnen marschieren, in dem sie dann den ganzen Tag schwimmen, bis sie um 17 Uhr, wieder zur gleichen Marschmusik den Weg zurück antreten. Dabei hat man die Enten so trainiert, dass sie mit der Farbe Rot Futter verbinden und den Teppich daher als Weg zum Essen erkennen. Das unter den Augen sehr vieler Hotelgäste und Touristen, die rund um die Lobby auf zwei Stockwerken gebannt auf das Ereignis warteten. Eine halbe Stunde vorher, als ich ankam, waren die besten Plätze alle schon vergeben.

Heute waren die Enten wohl besonders hungrig. Als sich die Türen des Fahrstuhls öffnete, schossen die Enten hervor und waren binnen Sekunden im Brunnen und worauf man lange gewartet hat, war so schnell vorbei, dass ich nicht mal den Auslöser der Kamera gedrückt bekam, Daher gibt es die Enten nur im Brunnen zu sehen.

Die Enten im Brunnen.


 Für alle Tierfreunde, die sich sorgen um die Enten machen. Die Enten leben in der restlichen Zeit in einem Entenparadies aus italienischem Marmor auf dem Dach, der angeblich mehr als 100000 Dollar kostet und die Enten sind nur wenige Monate im Einsatz. Das restliche Leben verbringen sie auf einer hoteleigenen Tierfarm außerhalb der Stadt.

Nachdem ich das Hotel dann wieder verlassen habe, ging es runter zum Fluss und da zur Pyramide. Diese war ursprünglich eine Mehrzweckhalle und diente dem Eishockey- und dem Basketballteam als Heimstätte.
Nun ist sie eine Filiale des Bass Pro Shop, einem Jagd- und Angelbedarfsladen und dient auch als Hotel. Auf den unteren Ebenen gibt es wirklich alles zu kaufen, was man auch nur irgendwie zum Jagen oder Angeln braucht. Von Streichhölzern bis hin zu Booten und Flugzeugen. Letztere sind allerdings nicht im Laden ausgestellt. In der oberen Ebene sieht man die Lodges rund herum in der Pyramide verteilt. Sicher interessant, hier zu wohnen.


Die Lobby des Hotels und Zugang zum Laden.
Der Eingang des Shop.

Oben kann man die Lodges erkennen.

Im Laden nur die kleineren Boote, die großen gibt es nur als Modell vorgestellt.
Das nächste Ziel lag gleich nebenan. Mud Island. Eine angeschwemmte Insel direkt vor Memphis, auf der sich ein Mississippi River Museum befindet. In diesem kann man sich zur Geschichte rund um den Fluss informieren und befindet sich dabei in den Nachbauten eines Schaufelraddampfers und eines Kanonenbootes. Aber natürlich, es geht scheinbar nicht anders in Memphis, spielt Musik auch hier eine große Rolle. Angefangen von Musizieren an Bord, bis hin zu Elvis. Dem King entkommt man kaum. Es gibt aber wenig Bilder, denn, wie in fast allen Museen bisher, war es innen oft sehr dunkel und Blitzen ist verboten.

Auf die Insel kommt man mit einer Monorailbahn. Diese Fahrt war etwas abenteuerlich. Die Bahn stoppte mehrfach, machte seltsame Geräusche und fuhr einmal ganz in den Anfangsbahnhof zurück. Zwei Mitreisende wurden etwas bleich.
Die Rückfahrt viel sogar ganz aus, man hatte den Betrieb wohl nach unserer Fahrt für den Rest des Tages eingestellt.

Bevor ich aber den Rückweg zu Fuss über die lange Brücke angetreten habe, habe ich mir noch den Riverwalk angeschaut. Ein maßstabsgetreuer Nachbau des Mississippi von Cairo bis zu seinem Delta in den Golf von Mexiko. Also fast die selbe Strecke, die mich der Ol´ Man River begleitet. Zu Fuß habe ich die Strecke also heute schon geschafft. Aber selbst das war schon gewaltig. Kein Wunder, entwässert der Mississippi River doch im Prinzip fast die Hälfte der USA. Alles Wasser, was zwischen Rocky Mountains im Westen und Appalachen im Osten abfließen muss, fließt in diesen. Sein Einzugsgebiet ist das viertgrößte der Welt

In der Monorail-Bahn
Im Schaufelraddampfer-Nachbau.





Einer von Elvis Anzügen.
Der Fluß im Maßstabsmodell...
... und im Original.
Ausblick auf der Brücke nach Mud Island.
Nun ging es ans andere Ende von Downtown Memphis. Zum Sun Studio. Vielen Musikliebhabern sicher wohlbekannt. Gegründet von Sam Phillips wurde hier der Rock´n´Roll geboren und viele bekannte Stars waren bei diesem Plattenlabel unter Vertrag. Bekannt sicher Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, Carl Perkins, Roy Orbison und Johnny Cash. Während einer 45 minütigen Tour bekommt man einen Showroom gezeigt, in dem viele Erinnerungen an Sam Phillips und an seine berühmtesten Künstler aufbewahrt sind und in dem man sehr interessante Geschichten dazu erfährt.
So zum Beispiel, dass Elvis nach seinem ersten Vorsingen abgelehnt wurde, fast ein Jahr später erst wieder eingeladen wurde und bei seinem zweiten Vorsingen kurz vor dem Rauswurf war, bevor er bei einer Pause etwas vor sich hin sang, was Sam Phillips so gut gefiel, dass er ihn bat, doch dieses Stück einmal aufzunehmen. Und am nächsten Tag war der erste große Hit von Elvis in den Radios der Stadt und dann bald auch im Land.

Danach ging es dann in das originale ehemalige Tonstudio, in dem Kreuze auf dem Boden markieren, wo wer gestanden hat und es gibt eines der Originalmikrofone, mit denen damals aufgenommen wurde.
Spätestens hier hat man aber gemerkt, dass sich für viele Menschen die die Studios besuchen einfach alles um Elvis dreht. Hat man vorher nur zu seinen Songs angefangen mitzutanzen und die Bilder bewundert, als man stehen konnte, wo dieser Mann stand und sich mit dem Mikrofon fotografieren konnte, das er sich an den Mund gehalten hat, hatte man das Gefühl, manche wollten dieses ablecken. Und das ist näher an der Wahrheit als es klingt.
Dass man das Mikrofon anfassen kann, war übrigens ein Wunsch des Labelgründers Sam Phillips, der kurz vor seinem Ableben den Wunsch geäußert hat, dass es bitte niemals hinter dem Glas einer Vitrine verschwinden solle.

Insgesamt war es aber, trotz der Elvisverrückten, einer erschien sogar als Elvisdouble mit Perücke, ein sehr lohnenswerter Besuch und für jemanden, der sich für Musik interessiert, ein Muss in Memphis.

Das Sun Studio.
Selbst in den Waschräumen hängen noch die Memorabilien.
Der Eingangsbereich.
Elvis ist überall.

Im Aufnahmestudio. Das Mikrofon ist hinten, rechts von der Mitte.
Den Tag beendet habe ich dann aber bei dem Memphis Grizzlies, dem Basketballteam der Stadt. Gestern Abend habe ich gelesen, dass heute ein Spiel statt finden würde und habe über ein Onlineticketportal ein Ticket besorgt.

Eine Stunde vor Spiel ging es zum FedExForum, einer großen Halle, direkt neben der Beale Street. In dieser bereitete man sich schon auf das Spiel vor. Die Grizzline, eine Drumline, sorgte für richtig Stimmung. Die war da eigentlich sogar besser als dann später in der Halle.
Wahrscheinlich waren zu wenige Fans in der Halle und das Spiel zu einseitig, aber richtig gute Stimmung kam nicht auf. Trotzdem war es ein interessantes Erlebnis, die NBA einmal Live zu erleben.
Das Spiel endete mit einem hohen Sieg für die Heimmannschaft.

Die Grizzline in der Bealestreet.
Noch 26 Minuten bis zum Spielbeginn.
Die Nationalhymne Live durfte nicht fehlen.
Das Stadion färbte sich dazu blau, weiß und rot.
Dann ging es los.
Freiwurf für die Grizzlies.
Die schönen Seiten des Sports...
... wurden viel zu oft durch Basketball unterbrochen.
Der Endstand.
Nach dem Basketball ging es noch in die Beale Street, Abendessen, etwas trinken und die Stimmung genießen, bevor ich dann aber doch irgendwann ins Hotel und ins Bett bin.
Morgen werde ich nochmal versuchen, das Lorraine Motel zu besuchen, an Graceland vorbei fahren, (ich habe gehört, das billigste Ticket dort liegt bei um die 40 Dollar, die volle Erfahrung von Graceland, und allem was dazu gehört, wohl über 80 Dollar,) der Besuch ist mir dieser Preis nicht wert, aber mal sehen, und dann aufbrechen Richtung Nashville. Dort habe ich heute für die nächsten beiden Nächte ein Motel gebucht. Das war gar nicht einfach, in der Stadt ist vieles ausgebucht. Mein Motel wird hier einigermaßen außerhalb der Stadt liegen, aber man hat es mir empfohlen, da von diesem wohl regelmäßig Shuttlebusse in die Stadt und zurück fahren.
Ich hätte heute gerne noch einiges mehr geschrieben, aber ich weiß, dass manche von Euch schon zum Frühstück lesen wollen. Ich hoffe, der Text wird schnell freigegeben. Bei Euch sind es jetzt 7 Uhr. Euch einen guten Morgen, mir eine gute Nacht.

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